Individuelle Konfiguration und szenarienabhängige Nutzung von modularisierten Produktentwicklungsinhalten
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Dokumente bilden nach wie vor ein wichtiges Instrument zum Transfer von Produktentwicklungswissen im Allgemeinen und von Methodenwissen im Besonderen. Um einen optimalen Wissenstransfer gewährleisten zu können, hat der Ersteller von unterstützenden Dokumenten aus der großen Vielfalt unterschiedlicher Inhalte eine zweckmäßige Auswahl zu treffen und in geeigneter Form aufzubereiten, wobei die verschiedenen Anforderungsprofile der einzelnen Zielgruppen berücksichtigt werden müssen. Der hohe Aufwand, der bei der Erstellung von solch individuell aufbereiteten Inhalten entsteht, lässt sich letztlich nur durch eine mehrfache Wiederverwendung der Inhalte und durch eine deutliche Qualitätssteigerung der generierten Dokumente rechtfertigen. Die Erstellung optimaler Dokumente setzt hierbei vertiefte Kenntnisse über die Anforderungen der einzelnen Zielgruppen und der jeweiligen Nutzungssituation voraus. Die bisherige Forschung orientierte sich jedoch in erster Linie an der technischen Umsetzung modularer Konzepte und weniger an der nutzerspezifischen Zweckmäßigkeit. Dieses Forschungsprojekt leistet einen Beitrag zur Identifikation und Analyse wesentlicher Anforderungen an die Dokumentenerstellung, welche maßgeblich aus den zugrunde liegenden Nutzungsszenarien resultieren. Darauf aufbauend wird ein entsprechender Konfigurationsprozess definiert, der die Nutzung bzw. Wiederverwendung modularer Inhalte ermöglicht. Im Rahmen dieses Projekts erfolgte zunächst die Bildung eines deskriptiven Modells zur Abbildung der verschiedenen Nutzungsszenarien. Dieses umfasst -jeweils als Teilmodell - die verschiedenen Nutzertypen und die definierten Nutzungssituationen, welche auf Basis der Handlungstheorie abgeleitet wurden. Beide Teilmodelle dienten als Grundlage für die im Anschluss durchgeführte Klassifikation der Nutzungsszenarien. Innerhalb des entwickelten Klassifikationsschemas wurden sodann besonders relevante und häufig auftretende Kernszenarien definiert, die die informationstechnische Umsetzung des Konfigurationskonzeptes ermöglichten und sich zugleich aufwandsmindernd auswirkten. Nach der Ableitung relevanter Anforderungen an die Dokumentengestaltung erfolgte eine Adaption des zugrunde gelegten Modularisierungsansatzes, bevor das zentrale Konfigurationskonzept entwickelt wurde, das als Handlungsanleitung für die Erstellung szenarienspezifischer Produktentwicklungsdokumente dient. Zusätzlich wurde ein Leitfaden entwickelt, der die praktische Umsetzung der Konfiguration und somit die strukturierte Erstellung des gewünschten Dokuments begleiten soll. Abschließend wurden die zentralen Erkenntnisse im Rahmen einer empirischen Untersuchung überprüft. Ein besonderer Schwerpunkt lag hierbei auf der Untersuchung von sog. Anwendungsdokumenten, mit denen der unmittelbare Transfer von Methodenbeschreibungen auf konkrete, reale Entwicklungsaufgaben erreicht werden sollte. Bei der Untersuchung wurden hierzu verschieden aufbereitete Lern- und Anwendungsdokumente zunächst exemplarisch konfiguriert und anschließend im Umfeld einer Anwendungssituation (Anwendung der Methode Funktionsanalyse) mit insg. 249 Teilnehmern getestet. Die Ergebnisse der Aufgabenbearbeitung deuten auf eine signifikant bessere Unterstützung durch spezielle Anwendungsdokumente hin. Zudem belegen die Ergebnisse der im Anschluss durchgeführten Befragung, dass Anwendungsdokumente vergleichbaren konventionellen Lerndokumenten in punkto Akzeptanz signifikant überlegen sind. Desweiteren konnten zwischen Novizen und fortgeschrittenen Nutzern deutliche Unterschiede im Nutzungs- verhalten festgestellt werden, die eine weitere Rechtfertigung für eine individuelle Konfiguration liefern. Die Ergebnisse des Projekts deuten darüber hinaus darauf hin, dass bei der Erstellung von Dokumenten der Anspruch einer signifikanten Qualitätsverbessenrung insbesondere durch eine systematische Berücksichtigung sowohl nutzer- als auch situationsspezifischer Anforderungen erreicht werden kann. Diese Anforderungen beziehen sich u.a. auf die zu verwendenden Textmerkmale, den Abstraktionsgrad sowie das Verhältnis von Text und Abbildungen. Das entwickelte Konfigurationskonzept belegt hierbei die grundsätzliche Eignung eines systematischen, strukturierten Vorgehensmodells für die Dokumentenerstellung. Konfigurationskonzepte auf modularer Basis bilden somit den Schlüssel für eine signifikante Qualitätssteigerung in der Dokumentenerstellung.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Lenhart, M. Modulare Inhalte in der Produktentwicklung - Individuelle Konfiguration und szenarienabhängige Nutzung, VDI-Fortschritt-Berichte, Reihe 1, Nr. 400, Düsseldorf, VDI-Verlag, 2008.
- Lenhart, M.; Birkhofer H. Classification of Users in the Context of Knowledge Transfer in Product Development, in: Proceedings ofthe 9th INTERNATIONAL DESIGN CONFERENCE - DESIGN 2006. Dubrovnik, Croatia, pp.1187-1194.
- Lenhart, M.; Birkhofer, H. Levels of Expertise in Product Development - Implications for the Design of Instmctional Material, in: Proceedings ofthe INTERNATIONAL CONFERENCE ON ENGINEERING DESIGN - ICED 2007, Paris, France, August 2007.
- Lenhart, M.; Weber, H.; Birkhofer, H. A Concept for User-Specific Cognitive Flexibility-Hypertexts in Product Development, in: Proceedings ofthe INTERNATIONAL CONFERENCE ON ENGINEERING DESIGN - ICED 2007, Paris, France, August 2007.
- Lenhart, M.; Weber, H.; Birkhofer, H. Modularisation of Product Development Content - Providing User-Suitable Documents, in: Proceedings ofthe lOth INTERNATIONAL DESIGN CONFERENCE - DESIGN 2008, Dubrovnik, Croatia, May 2008.
- Weber, H.; Lenhart, M.; Birkhofer, H. Iterative Semi-Automatic Modularization of Documents and Topic Map Creation for Product Development Knowledge., in: Proceedings ofthe INTERNATIONAL CONFERENCE ON ENGINEERING DESIGN - ICED 2007, Paris, France, August 2007.
- Weber, H.; Lenhart, M.; Birkhofer, H. User specific supply of documents for product development knowledge by means of a comprehensive topic map application, in: Proceedings ofthe I Oth INTERNATIONAL DESIGN CONFERENCE - DESIGN 2008, Dubrovnik, Croatia, May 2008.