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Dreidimensional-quantitative Serienscan-Analyse von Rudisten-Assoziationen

Antragsteller Dr. Stefan Götz (†)
Fachliche Zuordnung Paläontologie
Förderung Förderung von 2005 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5443892
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Über die Paläobiologie von Rudisten war sehr wenig bekannt. Fragen nach Fortpflanzungs- und Besiedelungsstrategien, zur Juvenilsterblichkeit aber auch zur morphologischen Veränderung von Schalen- und Schloßmerkmalen in der ontogenetischen Entwicklung blieben bislang unbeantwortet. Auch über die Vorgänge zwischen den Einzelindividuen im engen Riffverband war bislang nichts bekannt. Dieser Mangel an paläobiologischen Daten hatte mehrere Gründe: Rudisten werden in der Regel einzeln gesammelt, Informationen über Beziehungen zu benachbarten Tieren gehen damit verloren. Sehr kleine/ junge Individuen sind zudem schlecht erhaltungsfähig und lassen sich nicht in ausreichender Anzahl sammeln um paläobiologische Aussagen treffen zu können. Es fehlte also eine Methode die eine so große Anzahl von Einzelbefunden liefert, daß man diese auch quantitativ auswerten kann ohne den räumlichen und zeitlichen Bezug zwischen den Fossilien zu verlieren. Hierzu wurde im Rahmen dieses Projektes ein Labor aufgebaut um große Objekte schleiftomographisch zu untersuchen. Während des schrittweisen, m-genauen Polierens, wurden die Oberflächen der Riffproben nach jedem Schleifdurchgang auf einem hochauflösenden Flachbettscanner in einem speziell angefertigten Wasserbad gescannt. War der Riffblock komplett verschwunden, wurde der Stapel von Oberflächenbildern für die dreidimensionale Auswertung benutzt. Auf jeder (Bild)Ebene wurden Anzahl, Position und Durchmesser der Rudisten bestimmt, dazu die Größe der Flächen zwischen den Tieren und einige Parameter mehr. Dadurch erhält man ein Tabellenwerk, das vom Anheftungszeitpunkt der Larve bis zum Tod des erwachsenen Tieres über das Schicksal aller Tiere im Riffverband Aufschluß gibt. Erstmals in der Paläontologie konnte man nun endlich die spannenden paläobiologischen Fragen beantworten über die bislang nur spekuliert wurde: „Wie und wann reproduzierten Rudisten, was steuerte die Zyklizität der Reproduktion?“, „Was sagt die Juvenilsterblichkeit über die „Gesundheit“ eines Riffes aus?“ „Wie sehen Larval- oder frühontogenetische Schalen aus? Sind ihre Schalenmerkmale phylogenetisch (stammesgeschichtlich) interpretierbar? Das schrittweise Abschleifen und Digitalisieren von Rudisten im ursprünglichen Riffverband lieferte in den letzten Jahren zu diesen Fragen überraschende und faszinierende Einblicke in die Biologie einer ausgestorbenen Organismengruppe. Einblicke, die mit klassischen paläontologischen Methoden nicht möglich wären. Die Grenzen paläontologischer Forschung konnten deutlich Richtung Biologie verschoben werden.

 
 

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