Zentralorte der älteren Eisenzeit am Rande der niederhessischen Senke
Final Report Abstract
Dank der Förderung konnten Untersuchungen auf zwei befestigten Höhensiedlungen im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis durchgeführt werden, die wichtige Erkenntnisse zu Zentralorten der älteren Eisenzeit erbracht haben. Es gelang, die bis dahin weitgehend unerforschten Anlagen nunmehr in ihrer chronologischen Stellung näher zu bestimmen, den Verlauf und die Konstruktionsweise der Befestigungen weitgehend zu klären sowie Ausschnitte der Wohnbebauung frei zu legen. Als die ältere der beiden Anlagen erwies sich der 338,5 m hohe Rhündaer Berg. Ein primärer Befestigungsring umschließt das etwa 1,5 ha große Gipfelplateau. Möglicherweise existierte darüber hinaus noch ein zweiter Befestigungsring um die eigentliche Bergkuppe herum. Das geborgene Fundmaterial datiert die Anlage in die Späthallstatt-/Frühlatènezeit. Grabungen am Wallverlauf konnten eine einphasige, 2,80 – 3 m breite Befestigungsmauer mit einer Zweischalenkonstruktion nachweisen. Auf dem Gipfelplateau konnte eine planhaft angelegte, einphasige Bebauung nachgewiesen werden, bei der drei Gebäude sichtbaren Bezug aufeinander nehmen und dieselbe Ausrichtung aufweisen. Kern dieser Bebauung war ein zweischiffiges Großgebäude mit den Dimensionen von etwa 6 x 11 m. Vermutlich handelt es sich hierbei um das Hauptgebäude einer Gehöftgruppe mit kleineren einschiffigen Nebengebäuden. Da keine chronologisch relevanten Funde der entwickelten Frühlatènezeit vorliegen, kann vermutet werden, dass die Anlage bereits im Verlauf der Stufe Latène A ihr Ende fand. Die Funktion des Zentralortes der Region übernahm dann, wohl nach einem kurzen Hiatus, der nördlich benachbarte, 393 m hohe Heiligenberg. Er war in der späten Frühlatènezeit besiedelt und wurde seinerseits bereits wieder zu Beginn der Mittellatènezeit aufgegeben. Unter dem Fundmaterial ist insbesondere Drehscheiben-Keramik mit Stempelornamentik zu nennen. Es gelang, Reste einer Befestigung an dem nordöstlichen Hang des Berges nachzuweisen und zu untersuchen. Zudem konnten Hinweise zur wirtschaftlichen Grundlage der Orte und der Region in der Epoche gewonnen werden. Funde verkohlter Feldfrüchte, insbesondere Getreide, bieten einen Einblick in die landwirtschaftliche Produktion. Fernerhin erbrachten montanarchäologische Untersuchungen im oberen Edertal, ca. 40 km westlich der Höhensiedlungen im Frankenberger Kupfererzrevier Indizien dafür, dass die dortigen Lagerstätten in der Eisenzeit genutzt worden sind. Bei Grabungen auf einer „Seelenhard“ genannten Bergkuppe ließ sich der Rest einer hallstattzeitlichen Palisade bzw. überwiegend hölzernen, dann abgebrannten Mauer feststellen, die einen Bereich, in dem mehrere Pingen liegen, abgrenzte. In einer der Pingen gelang es bei Grabungen unmittelbar an der Abbaukante am Boden Holzkohlereste zu finden, die bei einer C 14-Analyse ein urnenfelderzeitliches Datum erbrachten. Der Erzabbau könnte somit bereits in der späten Bronzezeit eingesetzt haben. Insgesamt ermöglichten die Forschungen ein differenziertes Bild der Siedlungs- und Wirtschaftsstrukturen während der älteren Eisenzeit in dieser Region zu zeichnen. Die Ergebnisse des Projekts bieten damit eine Ergänzung zu den im Rahmen des SPP „Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse. Zur Genese und Entwicklung frühkeltischer Fürstensitze und ihres territorialen Umlandes“ durchgeführten Arbeiten, indem sie insbesondere zum weiteren Umfeld des Glaubergs Informationen liefern.
Publications
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Ein verborgener Zentralort der Latènezeit auf dem Heiligenberg bei Felsberg-Gensungen. hessenArchäologie. 2005, 68–71
A. Müller-Karpe/A. W. Fuchs
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Forschungen auf dem Rhündaer Berg am Rande der Niederhessischen Senke. hessenArchäologie 2006 (2007) 61–64
A. Müller-Karpe, A. W. Fuchs
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Der Rhündaer Berg – neue Erkenntnisse zur eisenzeitlichen Innenbebauung der Höhenbefestigung bei Felsberg-Rhünda. hessenArchäologie 2007 (2008) 59–62
A. W. Fuchs
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Rhündaer Berg und Heiligenberg – Zwei benachbarte Zentralorte der älteren Eisenzeit am Rande der Niederhessischen Senke. Berichte der Kommission für Archäologische Landesforschung in Hessen 10, 2008/2009, 111–132
A. W. Fuchs