Neue Modelle der Lateralisation bei Vögeln
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ausgehend von Befunden, die erstmalig ein erfolgreiches Lernen von Magnetkompass-Richtungen im Labor gezeigt hatten (Wilzeck et al., 2010a), wurde das Lernen von magnetischen Reizen durch Brieftauben im Hinblick auf zwei Aspekte genauer untersucht. Zum einen zeigte sich, dass anders als in früheren Studien postuliert, die Möglichkeit zu Transversalbewegungen im Magnetfeld die Reizperzeption nicht wesentlich veränderte. Bestätigt werden konnte aber eine Beteiligung beider Hirnhemisphären an der Magnetkompass-Orientierung. Zum anderen zeigte sich in Experimenten zur Perzeption lokaler Unterschiede in der Intensität des Magnetfeldes, dass Brieftauben diesen Aspekt der Reizsituation nicht nutzten. Davon ausgehend wurde die in weiteren Experimenten zu prüfende Arbeitshypothese entwickelt, dass das 3D-Magnetometer im Oberschnabel die lokale Richtung von Feldlinien im Bezug auf eine mit Magnetkompass, Sonnenkompass oder Sternenkompass ermittelte geografische Referenzrichtung misst, aber primär kein Intensitätssensor ist.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- (2008). Selective feeding in birds depends on combined processing in the left and right brain hemisphere. Neuropsychologia, 46, 233- 240
Prior, H., Wilzeck, C.
- (2009). Geometry and landmark representation by pigeons: evidence for species differences in the hemispheric organization of spatial information processing? European Journal of Neuroscience, 29, 813-822
Wilzeck, C, Kelly, D. M., Prior, H.
- (2010). Lateralization of magnetic compass orientation in pigeons. Journal of the Royal Society Interface, 7, S235-S240
Wilzeck, C, Wiltschko, W., Güntürkün, O., Wiltschko, R., Prior, H.
- Learning of magnetic compass directions in pigeons. Animal Cognition, Vol. 13. 2010, Issue 3, pp 443–451.
Wilzeck, C, Wiltschko, W., Güntürkün, O., Wiltschko, R., Buschmann, J., Prior, H.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s10071-009-0294-0)