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Funktionelle Untersuchung der serotonergen Neurotransmission bei "Ecstasy"-Konsumenten mittels Dexfenfluramine Challenge und Positronen Emissions Tomographie (PET): Ein bildgebendes Verfahren zur Beurteilung der Neurotoxizität von MDMA beim Menschen

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung von 2004 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5440539
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die verbreitete Partydroge „Ecstasy" (3,4-Methylendioxymethamphetamin, MDMA) schädigt im Tierversuch präsynaptische serotonerge Neuronen. Vorangegangene Untersuchungen deuten auf eine Beeinflussung des serotonergen Systems durch MDMA auch beim Menschen hin. In Anbetracht des weltweit unvermindert anhaltenden MDMA-Konsums ist die postulierte Neurotoxizität von MDMA von hoher medizinischer und gesundheitspolitischer Relevanz. Aufgrund der sehr begrenzten Anzahl von durchgeführten Humanstudien und der methodologischen Schwächen früherer Studien war es jedoch bislang nicht möglich zu beurteilen, ob MDMA auch beim Menschen zu anhaltenden neurotoxischen Schädigungen bzw. zu einem chronischen Serotonin-Defizienz-Syndrom führt. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, mit dem bildgebenden Verfahren der Positronen Emissions Tomographie (PET) am lebenden menschlichen Gehim die potentiell neurotoxischen Folgen von MDMA auf serotonerge Nervenzellverbände zu erfassen und die Auswirkungen eines eingeschränkten Serotonin-Systems auf affektive und kognitive Funktionen abzuschätzen. Dazu untersuchten wir bei 15 aktuellen und 13 ehemaligen MDMA-Konsumenten sowie bei 15 drogenunerfahrenen Kontrollen die funktionale Integrität des serotonergen Nervensystems mittels PET-Neuroimaging und dem Radioligand [18F]-Altanserin nach Seroton in-Frei Setzung mit dem Serotonin-Releaser Dexfenfluramin. Die vorläufigen Auswertungen der Bildgebungsdaten deuten daraufhin, daß sowohl die serotonerge Ausschüttungskapazität als auch die Serotonin-2A-Rezeptordichte bei aktuellen MDMA-Konsumenten stark vermindert sind. Diese Gruppe imponiert zudem durch stark beeinträchtigte verbal deklarative Gedächtnisleistungen und ein gestörtes Paarassoziationslernen. Die ehemaligen MDMA-Konsumenten weisen hingegen in der serotonergen Ausschüttungskapazität und in den Gedächtnisleistungen weitgehend normale Werte auf, sie liegen allerdings in nahezu allen abhängigen Variablen zwischen den Kontrollen und den aktuellen Konsumenten, was auf eine nur teilweise Erholung des serotonergen Systems hinweist. Ehemalige Konsumenten offenbaren zudem über alle Hirnregionen hinweg eine verminderte Anzahl von Serotonin-2A-Rezeptoren. Des weitern zeigen aktuelle wie ehemalige Konsumenten eine signifikant abgeschwächte Prolaktin-Reaktion, was auf eine nachhaltige Schädigung der an der endokrinen Regulation beteiligten serotonergen Neuronen hindeuten könnte. In der Summe legen unsere Befunde nahe, dass MDMA zu einer starken, jedoch teilweise reversiblen Beeinträchtigung des serotonergen Systems führen kann.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2006). Memory deficits in abstinent MDMA ("Ecstasy") users: neuropsychological evidence of frontal dysfunction. J Psychophamacol 20: 373-384
    Quednow BB, Jessen F, Kühn KU, Maier W, Daum I, Wagner M
  • (2006). Normal prepulse inhibition and habituation of acoustic startle response in suicidal depressive patients without psychotic symptoms. J Affect Disord 92: 299-303
    Quednow BB, Westheide J, Kühn KU, Werner P, Maier W, Hawellek B, Wagner M
  • (2006). The monotonic dependency of prepulse inhibition of the acoustic startle reflex on the intensity of the startle-eliciting stimulus. Behav Brain Res 174: 143-150
    Csomor PA, Yee BK, Stadler R, Quednow BB, Feldon J, Vollenweider FX
  • (2007). Elevated impulsivity and impaired decision-making cognition in heavy users of MDMA ("Ecstasy"). Psychopharmacology 189: 517-530
    Quednow BB, Kühn KU, Hoppe C, Westheide J, Maier W, Daum I, Wagner M
  • (2007). Neuropsychological performance in partly remitted unipolar depressive patients: focus on executive functioning. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci 257: 389-395
    Westheide J, Wagner M, Quednow BB, Hoppe C, Mahkohrn D, Strater B, Maier W, Kuhn KU
  • (2007). The effects of the preferential 5-HT2A agonist psilocybin on prepulse inhibition of startle in healthy human volunteers depend on interstimulus interval. Neuropsychopharmacology 32: 1876-1887
    Vollenweider FX, Csomor PA, Knappe B, Geyer MA, Quednow BB
  • (2008). Defizite der sensomotorischen Filterleistung bei psychiatrischen Erkrankungen. Z Neuropsychol 19: 139-163
    Quednow BB
  • (2008). Executive performance of depressed suicide attempters: The role of suicidal ideation. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci 258: 414-421
    Westheide J, Quednow BB, Kuhn KU, Hoppe C, Mahkohrn D, Hawellek B, Eichler P, Maier W, Wagner M
  • (2008). From genes to psychosis and back: the role of the 5HT2A-receptor and prepulse inhibition in schizophrenia. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci 258 (SUPPL. 5): 40-43
    Maier W, Mössner R, Quednow BB, Wagner M, Hurlemann R
  • (2008). On the influence of baseline startle reactivity on the indexation of prepulse inhibifion. Behav Neurosci 122: 885-900
    Csomor PA, Yee BK, Vollenweider FX, Feldon J, Nicolet T, Quednow BB
  • (2008). Schizophrenie und Religiosität. Eine Vergleichsstudie zur Zeit der innerdeutschen Teilung. Psych Prax 35: 240-246
    Pfaff M, Quednow BB, Brüne M, Juckel G
  • (2008). Sensorimotor gating and attentional set-shifting are improved by the μ-opioid receptor agonist morphine in healthy human volunteers. Int J Neuropsychopharmacol 11: 655-669
    Quednow BB, Csomor PA, Chmiel J, Beck T, Vollenweider FX
  • (2008). Sensorimotor gating and habituation of the startle response in the prodrome of schizophrenia. Biol Psychiatry 64: 766-773
    Quednow BB, Frommann I, Berning J, Maier W, Kühn KU, Wagner M
  • (2008). Sensorimotor gating of schizophrenia patients is influenced by 5-HT2A receptor polymorphisms. Biol Psychiatry 64: 434-437
    Quednow BB, Kühn KU, Maier W, Mössner R, Schwab SG, Wagner M
 
 

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