Digitales Variophon
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das vermutlich wichtigste Resultat ist zunächst die Entwicklung der Funktion für die Bestimmung der Impulsparameter. Mit dieser Formel wird es möglich, einfach und in Echtzeit beliebige auf Impulsen basierende Klänge zu erzeugen bzw. über MIDI-Blaswandler und Tastatur zu spielen. Über die geschaffene Bedienoberfläche können die Parameter nicht nur in direktem Zugriff verändert werden, sondern die Auswirkungen bestimmter akustischer Änderungen (z.B. Spektraldynamik, Anblasrauschen oder tonhöhen- und dynamikabhängige Impulsbreitenänderungen und damit Klangfarbenänderungen) können grafisch sowohl als Oszillogramm als auch als Spektrogramm simultan betrachtet werden. Es wurde somit neben dem Basismodul für einen einfach zu spielenden Blassynthesizer die Grundlage für eine umfassende Experimentierplattform zur Analyse und Synthese von Blasinstrumentenklängen geschaffen. Man kann von zwei größeren Überraschungen während des Projektverlaufs sprechen. Gleich zu Beginn tauchten unter glücklichen Umständen bei einem ehemaligen Mitarbeiter der Realton, der Herstellerfirma des Variophons, Schaltpläne und unvergessene Instrumentenplatinen auf, die fortan in das Projekt eingebunden wurden. Den Messungen auf den Platinen erst ist es zu verdanken, dass die Formel für die Impulsparameter in ihrer jetzigen Form und Genauigkeit entwickelt werden konnte. Kurz vor Ende des Projekts ergab es sich zudem, dass überraschend Kontakt mit Jürgen Schmilz, dem Cheftechniker und leitenden Ingenieur von Realton, hergestellt werden konnte. Dies war eine kleine Sensation, da der Kontakt zu Schmitz vor mehr als 20 Jahren abgebrochen war und trotz mehrer Versuche zuvor nicht wieder hergestellt werden konnte. So wurde es schließlich möglich, sehr viele wichtige Details und Fragen, die während des Projektverlaufs aufkamen, ausführlich zu diskutieren und zu klären. Auf der Musikmesse in Frankfurt am Main vom 28.-31. März 2007 soll voraussichtlich ein Radiobeitrag für den Westdeutschen Rundfunk über das DFG-Projekt "Digitales Variophon" aufgezeichnet werden. Mehr als 27 Jahre nach der Vorstellung des (originalen) Variophons am gleichen Ort wird ein Teil fortgeführter bzw. wieder aufgenommner Forschung präsentiert, der erst durch die Wiederentdeckung verschollen geglaubter Materialien möglich wurde.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Oehler, Michael & Reuter Christoph (2005). The digital pulse forming as an old/new sound synthesis principle. In Helmuth Kuehneft & Gregor Widholm (Eds.) Proceedings of the EAA Workshop ViennaTalk2005 "On the Future of Wind Instruments" (DVD), Schriftenreihe des Instituts für Wiener Klangstil, Vol 8., Wien 2005.
- Oehler, Michael & Reuter Christoph (2006). Digital Pulse Forming - a new approach to wind instrument sound synthesis. Proceedings of the 9th International Conference on Music Perception and Cognition. 6th Triennial Conference of the European Society for the Cognitive Sciences of Music, Alma Mater Studiorum University of Bologna, Italy, August 22 - 26, 2006, Bologna 2006, 1518-1524.
- Oehler, Michael & Reuter Christoph (2006). Virtual wind instruments based on pulse forming synthesis. Journal of the Acoustical Society of America (JASA), 120, 5, 3333.
- Oehler, Michael (2004). Digital Variophon. Proceedings of the Russian Institute of History of Arts and European Organology, December 6-10, St. Petersburg 2004, 172-175.
- Oehler, Michael (2006). Wind Instrument Synthesis By Means of Cyclical Spectra. Proceedings of the Digital Music Research Network Doctoral Research Conference 2006 at Goldsmiths University of London, December 22-23, London 2006.
- Reuter, Christoph (2004) Vibrato and Micromodulations as Cues for Timbre Segregation. In: Proceedings of the Russian Institute of History of Arts and European Organology, December 6-10, St. Petersburg 2004, S. 168-171.