Untersuchung zu Folgen einer dauerhaften Hyperreaktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HHNA)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Fragestellung: Dieses Projekt untersuchte, ob stressvolle Lebensereignisse in der Schwangerschaft bzw. in der frühen Kindheit („early life stress", ELS) mit einer Dysregulation stressbezogener Hormonsysteme und mit körperlichen sowie psychischen Gesundheitsbeeinträchtigungen einhergehen. Ein besonderer Fokus lag auf Veränderungen der Aktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindenachse (HHNA), Evolutionstheoretisch werden zwei mögliche Endophänotypen erwartet: 1. ein passiver, stressanfälliger Endophänotyp mit hoher Cortisolausschüttung und 2. ein proaktiver, stressresilienter, aber aggressiver Endophänotyp mit hoher Testosteronausschüttung. Methode: An einer Risikostichprobe (Geburt in der Zeit des Zweiten Weltkriegs bzw. kurze Zeit hiernach) wurden retrospektiv Ereignisse in der Schwangerschaft und in der Kindheit Bindungserfahrungen und traumatische Ereignisse in der Kindheit per Fragebogen und per Interview erhoben. Mittels Fragebögen erfassten wir Angaben zu den Bereichen psychische Gesundheit und Stressreaktivität (n=365). Die Cortisolausschüttung im Tagesverlauf wurde durch zwei Cortisoltagesprofile erfasst und mittels des 0,25mg Dexamethason-Hemmtests wurde die HHNA-Feedbackregulation an einem dritten Erhebungstag gemessen (n=156). In Reaktion auf akute psychosoziale Stressbelastung (Trier Sozial Stress Test) wurden Veränderungen von 22 stressbezogenen Biomarkern gemessen. Ferner führten wir zwei Arbeitsgedächtnistests vor und nach Stress durch und erfassten das Essen hochkalorischer Snacks nach Stress. Per Fragebogen erhoben wir Lebensqualität, Depressivität soziodemographische Faktoren, Aggressivität Coping und Selbstwert. Ergebnisse: ELS ging mit erhöhten Erschöpfungs-, Depressions- und Schmerzsymptomen einher. Prä- und insbesondere postnatale Ereignisse hingen bei Frauen mit einer verminderten HHNA-Feedbackregulation zusammen. Auch ein hohes Fingerlängenverhältnis ging mit Depressivität Reizbarkeit und verminderter Maskulinität/Proaktivität einher. Bei Männern zeigte sich ein Zusammenhang zwischen postnataler Umwelt, Testosteronausschüttung und Stressresilienz: Männer, die ihren Vater als streng-kontrollierend beschrieben, hatten in Reaktion auf Stress einen erhöhten Testosteronanstieg, niedrigere Blutdruckwerte, eine höhere Lebensqualität, einen proaktiven Copingstil sowie tendenziell niedrigere Depressionswerte innerhalb der letzten vier Jahre. Es zeigte sich jedoch kein Zusammenhang zu Aggressivität. Diskussion: ELS scheint mit einer Dysregulation der HHNA und erhöhter Depressivität bei Frauen einherzugehen. Erste Hinweise deuten auf eine Beeinflussung der Testosteronausschüttung durch ELS bei Männern hin, was mit Stressresilienz einherzugehen scheint. Möglicherweise wirkt ELS bei Männern und Frauen auf unterschiedliche Hormonsysteme und fördert hierdurch geschlechtsspezifische Entwicklungslinien. Unabhängig von ELS fanden wir, a) dass Männer mit hohem sozialen Status höhere Testosteronreaktionen auf Stress, besseres Coping und eine höhere psychische Gesundheit aufwiesen, b) dass Adrenalin- und Cortisolanstiege bei Männern und Frauen gegensätzlich mit der Arbeitsgedächtnisleistung verbunden sind und c) dass die WHR nicht mit den Entzündungsparametern IL-6, IL1-Ra und CRP oder stressinduziertem Essen assoziiert ist.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2006). Effects of prenatal stress exposure during World War II on markers of HPA hyperreactivity in adulthood. Early Human Development, S2(8), 538
Puetz, P., Steffke, T., Frank, S., & Hellhammer, D. H.
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(2007). Is the Cortisol Response to Awakening Altered in German Subjects Reporting Pronounced Early Life Adversities Due to World War II? Early Hum Dev, 83 (Suppl 1), S 103
Puetz, P., Steffke, T., Frank, S., & Hellhammer, D. H.
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(2007). Reported Adversity during Pregnancy Is Associated with Depression, Fatigue, Pain and Gastrointestinal Disorders in the Adult Offspring. 33. Fachtagung Psychologie und Gehirn, Dortmund
Puetz, P., Jost, S., Milinski, J., & Hellhammer, D. H.
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(2008). HPA feedback resistance and depressive mood in women born during World War ll. 39th Annual ISPNE Conference, Dresden, Germany
Puetz, P., Frank, S., Jost, S., & Hellhammer, D.
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(2008). Novem Analyses - I: A simple method for the analysis of the Cortisol awakening response. 39th Annual ISPNE Conference, Dresden, Germany
Hero, T., Kirsch, A., Hellhammer, J., Puetz, P., & Hellhammer, D.
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(2009). Being lean, so why care about calories..? „Apples" and „pears" love cookies equally much after stress. 40th Annual ISPNE Conference, San Francisco, USA
Puetz P. & Hellhammer D.H.
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(2009). Nervosität durch akuten Stress verbessert die Zahlenspanne bei älteren Menschen. Arbeitstreffen für Psychophysiologie und ihre Methoden, Leipzig, Germany
Puetz, P., Kaszynska, M., & Hellhammer, D. H.