Selbstständige Informationsintegration beim Lernen mit Texten und Bildern
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Zahlreiche Untersuchungen zum Lernen mit Text-Bild-Kombinationen haben gezeigt, dass größere Lernerfolge erzielt werden, wenn Text und Bild räumlich nahe statt räumlich getrennt angeordnet werden. Diese Beobachtung wird als Effekt der geteilten Aufmerksamkeit bezeichnet. Beide Darstellungsarten überlassen es jedoch den Lernenden, welche Text- und Bildinformationen sie tatsächlich rezipieren. Bodemer, Plötzner, Feuerlein und Spada (2004) entwickelten eine Lernaufgabe, die für das Lernen notwendige Verarbeitungsprozesse induzieren sollte: ausgehend von einer räumlich getrennten Anordnung von Text und Bild hatten Lernende Textsegmente inhaltlich korrespondierenden Bildstellen zuzuordnen und so selbstständig eine räumlich integrierte Anordnung herzustellen. In mehreren Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass mit dieser Aufgabe weitergehende Lernerfolge erzielt werden können. Der zusätzliche Lerngewinn variierte jedoch zwischen den Studien. Aufgrund der Tatsache, dass in den Studien Wissen über unterschiedliche Sachbereiche zu erwerben war, waren die beobachteten Ergebnisse nur schwer zu vergleichen. Es deutete sich jedoch an, dass die Lernwirksamkeit der selbstständigen Informationsintegration umso größer sein könnte, je komplexer das verwendete Lernmaterial ist. Im vorliegenden Projekt wurde der Einfluss der Informationsdarstellung sowie der Komplexität des Lernmaterials auf den Lernerfolg experimentell untersucht. Die Ergebnisse stimmen insofern mit den bisherigen Beobachtungen überein, dass die selbstständige Informationsintegration im Vergleich zum Lernen mit räumlich getrennten oder räumlich integrierten Anordnungen von Text und Bild bei hoher Komplexität des Lernmaterials zu den größten Lernerfolgen führt. Unerwarteter Weise wirkte sich die selbstständige Informationsintegration jedoch im Zusammenspiel mit Lernmaterial geringer Komplexität neutral bzw. sogar hinderlich auf den Lernerfolg aus. Darüber hinaus gelang es in dieser Studie nicht, wie auch in verschiedenen anderen Studien, den Effekt der geteilten Aufmerksamkeit nachzuweisen. In einer zweiten Studie wurde deshalb untersucht, inwieweit eine systematische Variation der Strukturiertheit der Lernmaterialien diesen Effekt begünstigt bzw. ihn verringert oder gar verhindert. Dabei wurden zwei Faktoren variiert: (1) die Segmentierung des Textes und (2) die Markierung von Bildstellen. Die Ergebnisse bestätigen die Vermutung, dass der Grad der Strukturierung von Text und Bild das Ausmaß des Effekts der geteilten Aufmerksamkeit beeinflussen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2005). Effects of active integration of texts and visualizations on learning. Abstracts of the Eleventh Biennial Conference of the European Association for Research on Learning and Instruction (pp. 526-527). Cyprus: University of Cyprus
Florax, M. & Plötzner, R.
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(2005). Supporting coherence formation in learning with multiple representations. Abstracts of the Eleventh Biennial Conference of the European Association for Research on Learning and Instruction (pp. 525-526). Cyprus: University of Cyprus
Seufert, T., Brünken, R., & Plötzner, R.
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(2006). The influence of presentation format and complexity on learning with texts and visualizations. In: Proceedings of the Bi-annual Meeting of the EARLI Special Interest Group on Text and Graphics Comprehension (pp. 62-64). Nottingham: Learning Sciences Research Institute at the University of Nottingham
Florax, M., Plötzner, R. & Schlag, S.