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Kognitive Modulation der Schmerzverarbeitung und Placebowirksamkeit untersucht mit fMRT

Fachliche Zuordnung Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung von 2004 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5429431
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In diesem Projekt untersuchten wir mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) neurobiologische Mechanismen der Schmerzmodulation. In zwei Studien benutzten wir außerdem den Opiatantagonisten Naloxon, um das endogene Opioidsystem kurzzeitig zu blockieren und so auf opioiderge Mechanismen in der Schmerzmodulation schließen zu können. In einer ersten Studie konnten wir zeigen, dass die Antizipation eines Schmerzreizes während einer Furchtkonditionierungprozedur zu opoidergen Antworten in einem (aus Tierstudien bekannten) Schmerzkontrollsystem führt, was wiederum mit verringerter Schmerzwahrnehmung einherging. In einer zweiten Studie zeigten wir, dass Placeboanalgesie (verringerte Schmerzwahrnehmung unter Placebo) auf opioidergen Antworten in ähnlichen Schmerzkontroll-Strukturen beruht. Insbesondere konnten wir zeigen, dass unter Placebo eine starke Interaktion zwischen Frontal himregionen und Hirnstammregionen besteht, welche den Placeboeffekt vorhersagt und höchstwahrscheinlich zur Hemmung von Schmerzantworten im Rückenmark führt. In der letzten Studie untersuchten wir deshalb das Rückenmark mittels hochauflösender fMRT, um zu testen ob ein Placeboeffekt auch dort evident ist. In Analogie zu verringerter Schmerzwahrnehmung unter Placebo konnten wir weniger starke Schmerzantworten im Rückenmark beobachten, Da das Rückenmark die erste Station des Zentralnervensystems für die Schmerzverarbeilung ist, zeigt diese Studie, dass psychologische Faktoren sensorische Verarbeitung sehr früh beeinfiussen können. Weiterhin ist zu erwähnen, dass die Ergebnisse der Studie zur opioidergen Modulation der Furchtkonditionierung klinisch relevant sind, da opioiderge Mechanismen auch in der Psychotherapie von Angsterkrankungen eine Rolle spielen. Es ist außerdem klinisch wichtig, die Mechanismen des Placeboeffekles zu verstehen, da dieser Effekt auch bei jeglicher medikamentöser Behandlung von Schmerzen eine große Rolle spielt (Erwartungshaltung des Patienten). Schlussendlich ist es sehr wahrscheinlich, dass spinales fMRT - wie von uns am Beispiel der Placeboanalgesie angewandt - eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von (pharmakologischen) Behandlungen von Schmerzerkrankungen spielen wird. Berichte über die Publikationen die aus diesem Projekt entstanden sind erschienen in Fachzeitschriften (Nature [09.2009], Nature Reviews Neuroscience [12.2009]), populärwissenschaftlichen Zeitschriften (New Scientist [05.2008 und 10.2009]) und auch in der Tagespresse (The Times [10.2009]).

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2008). Blockade of Endogenous Opioid Neurotransmission Enhances Acquisition of Conditioned Fear in Humans. J Neurosci 28, 5465-5472
    Eippert. F., Bingel, U., Schoell, E., Yacubian. J., und Büchel, C.
  • (2009). Activation of the Opioidergic Descending Pain Control System Underlies Placebo Analgesia. Neuron 63. 533-543
    Eippert F., Bingel U., Schoell, E., Yacubian, J., Klinger, R., Lorenz, J., und Büchel, C.
  • (2009). Direct Evidence for Spinal Cord Involvement in Placebo Analgesia. Science 326, 404
    Eippert F., Finsterbusch J., Bingel U., und Büchel C.
 
 

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