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Istanbul: Stadt der Migranten, 1453-1800
Antragstellerin
Denise Klein, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Frühneuzeitliche Geschichte
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 542578600
Migration machte Istanbul zur Hauptstadt eines Großreichs und einer der vielfältigsten Städte der frühneuzeitlichen Welt. Migranten unterschiedlicher Herkunft bevölkerten die verlassene Stadt nach der osmanischen Eroberung 1453 und stellten seitdem einen bedeutenden Teil der Bevölkerung. Sie besetzten Schlüsselpositionen in den imperialen Institutionen und dominierten wichtige Bereiche des städtischen Lebens. Trotzdem gibt es bislang keine Studie zur Migrationsgeschichte Istanbuls. Das vorgeschlagene Buch ist die erste Untersuchung Istanbuls als Stadt der Migranten und eröffnet dabei neue Perspektiven auf Migration im Osmanischen Reich insgesamt. Es betrachtet Migration nach Istanbul erstmals in der longue durée und in Bezug auf die verschiedenen Menschen, die in die Stadt kamen: Männer, Frauen und Kinder; Muslime, Christen und Juden; Mitglieder der imperialen Elite, Kaufleute, Handwerker, Arbeitsmigranten, Flüchtlinge und Sklaven. Dieser Ansatz zeigt sowohl Istanbuls diachrone Rolle als Ziel von Migration als auch Kontinuitäten und Brüche. Außerdem legt er Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Verbindungen zwischen religiös, ethnisch und sozial unterschiedlichen Migrantengruppen offen. Anders als in der bisherigen Forschung liegt mein Fokus nicht auf der Politik, sondern auf den Menschen – Migranten und alteingesessenen Istanbulern – und ihren Erfahrungen und Vorstellungen. Das Buch betont, dass obwohl ihre Leben ganz unterschiedlich verliefen, Migranten häufig auf dieselben Strategien zurückgriffen, um sich in städtische Gemeinschaften zu integrieren und ihre Erfahrungen in der Fremde auszudrücken. Es zeigt die Schwierigkeiten und Vorurteile, mit denen Migranten konfrontiert waren, aber auch die Solidarität und Unterstützung, die sie erfuhren. Anders gesagt, das Buch analysiert wie der Einzelne und die Stadtgesellschaft insgesamt mit Migration und Zugehörigkeit umgingen. Auf konzeptioneller Ebene betont das Buch die Bedeutung von Mobilität für die Diskussion um Differenz und Multikulturalität im Osmanischen Reich, die bislang in erster Linie im Hinblick auf religiöse Zugehörigkeit geführt wird. Es stellt Konzepte wie Toleranz, Unterdrückung oder Xenophobie in Frage und schlägt vor, dass sich "throwntogetherness" (Massey 2005) besser eignet, um zu zeigen, dass das Zusammenleben nicht nur durch Gruppenzugehörigkeiten bedingt war, sondern auch dadurch, dass jeder die eigene Position in täglichen Interaktionen immer wieder neu aushandeln musste. Das Buch gliedert sich in fünf Kapitel: 1. (‘Becoming a Migrant’) untersucht die Migrantengruppen und die Umstände ihrer Migration; 2. (‘Settling Down’) ihre Wohn- und Arbeitsverhältnisse in Istanbul; 3. (‘Living Together’) das tägliche Zusammenleben in der Stadt; 4. (‘Difference and Belonging’) die Erfahrungen der Menschen in ihrem Umfeld und miteinander; und 5. (‘Home and Homecoming’) die Anpassung der Migranten an ihr neues Leben, die Verbindungen zu ihrem Herkunftsort und ihre Vorstellung von Heimat.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen