Raumzeitliche Seismizitätsmodelle für Gebiete niedriger Erdbebenaktivität
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Seismizitätsmodelle sind die Grundlage jeder seismischen Gefährdungsabschätzung, wobei Annahmen über die raumzeitlichen Auftrittswahrscheinlichkeiten und die Magnitudenverteilung getroffen werden müssen. Klassische Gefährdungsanalysen basieren auf der Gutenberg-Richter Magnitudenverteilung und einer zeitunabhängigen Eintrittswahrscheinlichkeit. In diesem Projekt wurden nun realistischere Annahmen für das räumliche und das zeitliche Auftreten der Erdbeben untersucht. Es konnte dabei gezeigt werden, dass sowohl realistische räumliche Erdbebenverteilungen als auch die Einbeziehung von Nachbeben zu größeren systematischen Änderungen der Gefährdungseinschätzung führen. Insbesondere die explizite Einbeziehung der Nachbebenaktivität durch die Verwendung des ETAS Modells liefert eine hervorragende Möglichkeit, den sonst üblichen, aber mit vielen Unsicherheiten behafteten Prozess des Herausnlterns der Nachbeben aus dem Katalog („declustered") zu umgehen, und die zeitabhängigen Gefährdungsanalysen direkt mit Hilfe von Monte-Carlo Simulationen durchzuführen. Eine weitere in diesem Projekt entwickelte Methodik betrifft die Abschätzung der Hauptbebenrate direkt aus der Wartezeitverteilung, die eine Alternative zu den klassischen, parameter-ab hängigen Declusterverfahren darstellt. Während unsere Analysen des Seismizitätsverhaltens auf kurzen Zeitskalen (Nachbebenaktivität und Erdbebenschwärme) auf belastbaren Beobachtungsdaten basieren und damit unmittelbare Relevanz für die allgemeine Erdbebengefährdungseinschätzungen besitzen, beruhen die Untersuchungen seismischer Zyklen vorallem auf Modellanalysen. Trotz der fehlenden Überprüfbarkeit der Ergebnisse, stellen sie wichtige Sensitivitätsstudien dar, die für zukünftige Gefährdungsanalysen eine wichtige Rolle spielen werden.