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Studien zu medizinisch-naturkundlichen Texten des Paracelsus unter besonderer Berücksichtigung der Problemfelder Chronologie und Echtheit

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2003 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5418658
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

1. Art und Umfang des Einflusses der Volkskultur sowie weiterer Quellen nichtgelehrter Provenienz auf das medizinische Weltbild und das ärztliche Handeln des Paracelsus sind weitaus bedeutsamer, als es die nach wie vor stark auf die schriftliche Überlieferung neoplatonischer Gelehrsamkeit fixierte Forschung wahrhaben wollte. Der Frage nach der Bedeutung dialektalen, landschaftlich gebundenen Wortschatzes bei der Ausformung der medizinisch-naturwissenschaftlichen Begrifflichkeit des Paracelsus sollte mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Das Augenmerk soll dabei auf diejenige Terminologie gerichtet werden, die sich mit Thematiken beschäftigt, deren Herkunft sich auf popularmedizinisches Wissen bzw. auf die Popularkultur zurückführen läßt, so z.B. Pflanzennamen, die bislang in der gelehrten Nomenklatur ihrer Zeit noch nicht vorgekommen sind und von Paracelsus erstmals benannt wurden. 2. Die Bedeutung des Hexenglaubens fur Paracelsus und sein Werk ist weitaus wichtiger als bislang in der Fachliteratur angenommen. Dabei ist weniger an das elaborierte Hexenbild im Gefolge des Malleus maleficarum als vielmehr an das volksmagische Hexenbild gedacht, das sich unter anderem in seinen Äußerungen zur Gestalt und Gefährlichkeit der Hexe sowie in seiner Ablehnung der zeitgenössischen Hexenverfolgungen, aber auch in seinen Betrachtungen zur Existenz und Bedeutung der (weiblichen) Elementargeister niedergeschlagen hat. Hinzu kommt, daß das Hexenbild des Paracelsus auffällige Parallelen zu seiner allgemeinen Theorie von der Krankheit folgt: Zwar gelten auch für ihn die Hexen letztlich als Geschöpfe des Teufels, doch nur mittelbar, da sie von einem Ascendenten besessen sind, ähnlich wie seiner Überzeugung nach der Kranke durch Krankheitsgeister in Besitz genommen wurde. Durch die Trennung von (Erkennungs-) Zeichen und bösen Werken, wobei die Zeichen immer den Werken vorangehen, wird eine frühzeitige Diagnose und somit auch eine Therapie ermöglicht. Ausdrücklich verwendet Paracelsus in seinen Ausführungen mehrmals den Begriff , Arznei' für die von ihm vorgeschlagene, stark religiös geprägte ,Behandlung' der Hexen. 3. Nach wie vor fehlt es an einer wirklichen kritischen Gesamtausgabe. Die Huser-Ausgabe aus dem 16. Jahrhundert entspricht zeitgemäß bedingt nicht den Erfordernissen, die an eine wissenschaftliche Ausgabe gestellt werden, und muß daher als völlig veraltet angesehen werden; die Sudhoff-Ausgabe aus den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts ist zu unspezifisch in ihren Ausgaben zu den einzelnen Schriften, wurde ohne einen detaillierten Editionsplan angefertigt und blieb jenseits der medizinischen und naturkundlichen Schriften ein Torso. Diesen Mangel zu beseitigen ist eine Aufgabe, der sich die Paracelsusforschung, aber auch die Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften ganz allgemein noch zu stellen haben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2006, Craiova (Rumänien), AnthropoEast: „Les traces de la sorcellerie et de la medecine populaire dans l'oeuvre de Theophrastus Bombast von Hohenheim, dit Paracelse (1493/1494-1541)"
    Peter Mario Kreuter
  • 2006, Mansfield College, Oxford (Großbritannien), 4. Konferenz Monsters and the Monstrous, „The Nymph and the Witch: Female Magical Figures in The Works of Paracelsus"
    Peter Mario Kreuter
  • 2006, Prag (Tschechische Republik), Institut für Medizingeschichte der 1. Medizinischen Fakultät der Karlsuniversität: „Zur Geschichte der Paracelsusforschung in Bonn"
    Peter Mario Kreuter
  • 2006, Ravensburg, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Kloster Weingarten: „Geister machen krank - oder erzeugen Hexen. Dämonologische Vorstellungen bei Paracelsus" (Wissenschaftliche Studientagung Dämonen. Dämonologische Konzepte von der Antike bis in die Gegenwart)
    Peter Mario Kreuter
  • 2006, Salt Lake City (USA), Annual Conference of the Sixteenth Century Society and Conference (SCSC): „... comme diet Theophraste Paracelse". Paracelsus in the witchcraft debate at the end of the 16th century
    Peter Mario Kreuter
  • 2006, Wien (Österreich), IV. Forum Romania: „Spurensuche: Paracelsus in Siebenbürgen und der Walachei"
    Peter Mario Kreuter
  • Les traces de la sorcellerie et de la medecine populaire dans l'oeuvre de Theophrastus Bombast von Hohenheim, dit Paracelse (1493/94-1541). In: Symposia. Caiete de etnologie si antropologie 2006, 111-116.
    Peter Mario Kreuter
  • Paracelsus (1493/94-1541). In: Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung, 2006
    Peter Mario Kreuter
  • "... sondern weiter gwandert durch Ungern, Walachi, Sibenbürgen ..." Zum Stand der bisherigen, auf Siebenbürgen bezogenen Paracelsusforschung. In: Forschungen zur Volks- und Landeskunde 50 (2007), 147-157
    Peter Mario Kreuter
  • 2007, Prag (Tschechische Republik), Institut für Medizingeschichte der 1. Medizinischen Fakultät der Karlsuniversität: „Die Sprache des Paracelsus"
    Peter Mario Kreuter
  • 2007, Salzburg (Österreich), 8. Konferenz Perspectives on Evil and Human Wickedness: „Are Witches Good - and Devils Evil? The Conception Of Evil in Paracelsus"
    Peter Mario Kreuter
  • Paracelsus - und der Werwolf?. In: Nova Acta Paracelsica N. F. 20/21 (2006/2007), 137-146
    Peter Mario Kreuter
 
 

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