Mesoweargleichgewicht der Dentition bei Wiederkäuern aus Wildhabitaten und Zoohaltung - Reaktionsmuster von Gras- oder Laubäsern auf Einheitsfütterung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In der Zootierhaltung gelten laubfressende Wiederkäuer im Gegensatz zu Grasfressern seit jeher als heikle Pfleglinge. Laubäser kommen mit dem in Zoos hauptsächlich angebotenen Grasheu verdauungsphysiologisch nicht zurecht. Merkmale der Diät lassen sich an Mustern der Zahnusur ablesen. Hierzu wurde ein umfangreiches in Museumssammlungen gut vertretenes craniales Material von Ruminantierarten aus Zoohaltung genutzt. Das durch Attrition kontrollierte Okklusionsmuster wird bei abrasiver Diät zunehmend durch nahrungsspeziflsche Abrasion überprägt. Durch die Anwendung der Mesowearmethode auf Individuen aus Zoohaltung und den Vergleich mit wildlebender Ruminantia wurde anhand von 14 Modellarten ein differentielles Nahrungssignal gewonnen. Alle Grasäser in Zoohaltung zeigen ein gegenüber der Wildpopulation stets in Richtung Attrition verschobenes Usurgleichgewicht, während Laubäser im Zoo ein wesentlich stärker abrasionsdominiertes Signal zeigen. Mischkostfresser verhalten sich indifferent. Empfehlungen für eine Umstellung gängiger Haltungs- und Fütterungspraktiken können aus diesen Ergebnissen abgeleitet werden. Für die Grasäser in Zoohaltung scheinen sich durch eine im vergleich zum natürlichen Lebensraum geringere Abrasivität der Zoodiät keine wesenflichen Konsequenzen für die Lebenserwartung zu ergeben, so dass diese Gruppe als eher problemlos erscheint. Anders verhält es sich bei den Laubäsern. Bei Ihnen sollte die Abrasivität der Nahrung Beachtung finden. Der vermehrte Einsatz von dikotyledonem Material sowie die Herstellung von pellettertem Mischfutter auf Basis solchen Materials (und ohne Verwendung silikathaltiger Fliesshilfsstoffe, Mineralvormischungen oder Futtermittel wie z.B. Haferspelzen) ist daher angeraten. Eine solche Umstellung würde eine deuflich verbesserte Lebenserwartung vor allem heikler und bedrohter Arten zu erwarten lassen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2006). Measuring dental wear equilibriums-the use of industrial surface texture parameters to infer the diets of fossil mammals. - Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology. 239: 221-240
Kaiser, T. M. und G. Brinkmann
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(2006). Tooth wear in captive giraffe (Giraffa camelopardalis): mesowear analysis classifies free-ranging specimens as browsers but captive ones as grazers. Proceedings of the Congress of the European Societyof Veterinary and Comparative Nutrition 10: 229
Clauss, M., Franz-Odendaal T. A., Brasch J., Castell J.C. und T. M. Kaiser
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(2007) Tooth wear in captive giraffes {Giraffe camelopardalis): mesowear analysis classifies free-ranging specimens as browsers but captive ones as grazers. Journal of Zoo and Wildlife Medicine (38(3): 433-335
Marcus Clauss, Tamara A. Franz-Odendaal, Juliane Brasch, Johanna C. Castell, Thomas Kaiser
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Clauss, M., T. M. Kaiser und J. Hummel
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2007. Tooth wear in captive giraffes (Giraffe camelopardalis): mesowear analysis classifies free-ranging specimens as browsers but captive ones as grazers. 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Säugetierkunde, Lodz. Volume of Abstracts: 7
Kaiser T. M.. Franz-Odendaal T.A., Brasch J., Castell J.C. und M. Clauss M.
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(2008) Tooth wear in captive wild ruminant species differs from that of free-ranging conspecifics. 82. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Säugetierkunde, Wien. Mammalian Biology 73(4-45) 19-20
Kaiser, T. M., Brasch, J., Castell, C. Schulz. E. und M. Clauss
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(2008). Climate related niche segregation and resource partitioning of the ungulate faunas from the Middle Pleistocene succession (OIS 14-12) at the Caune de I'Arago (France). Palaeobiology 34(1):117-127
Rivals, F., Schulz, E. und T. M. Kaiser
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(2008). Dental wear pattems in captive wild njminant species differ from those of free-ranging conspecifics. 5th European Zoo Nutrition Conference , Abstract Book p. 6
Clauss, M., Brasch, J., Castell, J. C, Kaiser, T.