Realwirtschaftliche Auswirkungen einer Währungsunion: Eine experimentelle Untersuchung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Es wurde untersucht, wie sich eine Währungsunion auf zwei betroffene Länder auswirkt und wie die Akteure in diesen Ländern interagieren. Dabei wurde die Methodik eines wirtschaftswissenschaffiichen Entscheidungsexperimentes gewählt: Probanden schlüpfen in die Rolle von Regierungen, Zentralbanken, Gewerkschaften, Arbeitgebervertretungen und Firmen, um für ihre zugeordnete Rolle Entscheidungen zu treffen. Hierfür werden die Probanden anreizkompatibel bezahlt. Zuerst wurde berechnet, wie Spieler, die sowohl rational, egoistisch, auszahlungsmaximierend als auch gleichgültig gegenüber Risiken sind, sich verhalten. Dieses idealtypische Verhalten wird von der klassischen Wirtschaftstheorie unterstellt. Das in Experimenten tatsächlich beobachtete Verhalten weicht jedoch fast immer deutlich von dieser Theorie ab. So auch in den Experimenten zu diesem Projekt. Die Theorie sieht ein weitgehend gleiches Verhalten von Probanden in der gleichen Rolle vor, gleichgültig, ob eine Währungsunion vorherrscht oder nicht. Dies kann im tatsächlichen Verhalten nicht beobachtet werden. Streiks treten in Experimentssitzungen, die mit einer Wähmngsunion durchgeführt wurden, weniger häufig auf als in Sitzungen, in denen jedes Land über eine eigene Währung verfügt. Auch sind die durch Preisziele der Zentralbank bereinigten Gesamtausgaben der Länder im Zweiwährungsfall niedriger. Die Zentralbanken können weiterhin ihre Ziele besser erfüllen, wenn eine Währungsunion vorherrscht. In dieser Hinsicht wirkt sich eine Währungsunion positiv auf die involvierten Länder aus. Die beobachteten Firmengewinne sind deutlich höher als von der Theorie angenommen. Dies liegt vor allem an den niedrigen Lohnabschlüssen. Somit sind auch die Gewerkschaftsauszahlungen deutlich niedriger als der von der Theorie vorhergesagte Betrag. Weiterhin wurden auch Zusammenhänge zwischen verschiedenen volkswirtschaftlichen Kenngrößen entdeckt. So treten stärkere Schwankungen der Reallöhne, der Produktionsmengen und der Wechselkurse mit niedrigeren Auszahlungen für Regierungen und Zentralbanken auf. Schwächere Änderungen anstatt plötzlichen stärkeren Schocks der Ausgabenpolitik der Regierung führen zu höheren Auszahlungen bei Firmen und bei Regierungen. Es lässt sich auch beobachten, dass sich der Wechselkurs zwischen den Währungen der Länder vom theorefischen Gleichgewichtswert sich in Richtung eines Wechselkurses von 1,00 bewegt. Das in dem Projekt erforschte Wechselkursmodell, welches sowohl den freien Währungsmarkt als auch die Ziele der Zentralbanken berücksichtigt, stellt eine ernstzunehmende Altemative zu etablierten Wechselkurstheorien dar. Es lässt sich beobachten, dass die Zinsen den Währungshandel zwischen den Ländern stärker beeinflussen als Wechselkurserwartungen. Dies liegt vor allem an der Wechselkursunsicherheit, die bei den Spielern im Falle von unterschiedlichen Währungen vorherrscht. Eine Möglichkeit, mit Wechselkursunsicherheit umzugehen, ist die Verringerung der Schwankungen der Wechselkurse. Dies kann durch eine Beststeuerung des Wähmngshandels erreicht werden. Hierbei ist es allerdings wichtig, den Steuersatz möglichst niedrig zu wählen, um die negativen Effekte der Steuer gering zu halten Ein Zusammenhang besteht auch zwischen Beschäftigung und der Inflation in einem Land. Dieser Zusammenhang lässt sich allein über eingeschränkt rationales Verhalten der Finnenspieler herleiten.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2004): Design for a Currency Union Experiment. Universität Bonn, wirtschaftswissenschaftlicher Fachbereich
Pope, Robin, Reinhard Selten und Jürgen von Hagen
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(2005): Currency Speculation Behaviour of Industrial Firms: Evidence from a Two-Country Laboratory Experiments
Kaiser, Johannes und Sebstian Kube
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(2006): Prominent Numbers and Ratios in Exchange Rate Determination: Field and Laboratory Evidence. Bonn Econ Discussion Paper No. 29/2006
Pope, Robin, Reinhard Selten, Johannes Kaiser, Sebastian Kube und Jürgen von Hagen
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(2006): The Benefits of Gradualism in Government Expenditure Changes: Theory and Experimental Evidence. Bonn Econ Discussion Paper No. 26/2006
Pope, Robin, Reinhard Selten, Johannes Kaiser, Sebastian Kube und Jürgen von Hagen
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(2006): The Tobin tax - A Game-Theoretical and an Experimental Approach. Social Science Research Network Discussion Paper
Kaiser, Johannes, Thorsten Chmura und Thomas Pitz
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(2006): The Underlying Cause of Unpredictability in Exchange Rates and Good Models of Exchange Rate Regime Selection: Field and Laboratory Evidence. Bonn Econ Discussion Paper No. 27/2006
Pope, Robin, Reinhard Selten, Johannes Kaiser und Jürgen von Hagen
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(2007), Exchange Rate Determination: A Model of the Decisive Role of Central Bank Cooperation and Conflict. Universität Bonn, wirtschaftswissenschaftlicher Fachbereich
Pope, Robin, Reinhard Selten, Johannes Kaiser, Sebastian Kube und Jürgen von Hagen
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(2007): An exact and a Monte Cario proposal to the Fisher-Pitman permutation tests for paired replicates and for independent samples. Stata Journal 1 (3), S. 402-412
Kaiser, Johannes
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(2007): Complexity Bias versus Equilibria and Random Fluctuations Behind Economists' Preference for Variable Exchange Rates. Universität Bonn, wirtschaftswissenschaftlicher Fachbereich
Pope, Robin, Reinhard Selten und Jürgen von Hagen
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(2007): Experimental Design embedded in a Central Bank Cooperation Conflict Model of Exchange Rate Determination to Investigate Exchange Rate Uncertainty Effects. Universität Bonn, wirtschaftswissenschaftlicher Fachbereich
Pope, Robin, Reinhard Selten und Jürgen von Hagen
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(2007): The Concept of an Incomplete Equilibrium Illustrated for a Central Bank Cooperation Conflict Model of Exchange Rate Determination. Universität Bonn, wirtschatbwissenschaftlicher Fachbereich
Selten, Reinhard
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(2007): The Damage from Clean Floats - from an Anti-Inflationary Monetary Policy. Universität Bonn, wirtschaftswissenschaftlicher Fachbereich
Pope, Robin, Reinhard Selten, Johannes Kaiser, Sebastian Kube und Jürgen von Hagen
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(2008): Experimental Evidence on the Benefits of Eliminating Exchange Rate Uncertainties and Why Expected Utility Theory causes Economists to Miss Them. Indian Journal of Economics and Business 7 (1), S. 1-31
Pope, Robin, Reinhard Selten, Sebastian Kube und Jürgen von Hagen
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(2008): The Isolationism and International Damage Inherent in the New Consensus on Inflation Forecast Targetting. Universität Bonn, wirtschaftswissenschaftlicher Fachbereich
Pope, Robin