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Primitive Handlungen: Was sie sind, warum sie bedeutsam sind, und ihre Anwendung in der Handlungstheorie (PrimAct)

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Praktische Philosophie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 541025663
 
Gibt es primitive Handlungen - Handlungen, die nicht auf Absichten des Handelnden Zurückzuführen sind? Tyler Burge (2009) und Helen Steward (2009a, 2012) haben argumentiert, dass bestimmte Handlungen von Tieren in diese Kategorie fallen. Diese Frage ist von großer Bedeutung für die Handlungstheorie, in der Handeln als rationales Verhalten erklärt wird, welches sich aus Absichten und Vernunft ableitet. Gegenwärtig wird Handeln meist mit Verweis auf die Gründe des Handelnden erklärt: doch primitive Handlungen scheinen beispielsweise auch für Tiere möglich zu sein, die keine komplexe Psychologie und damit auch keine Gründe für ihr Handeln haben. Fast alle Handlungstheoretiker sehen sich heutzutage in der Anscombschen oder Davidsonschen Tradition. Sie sind sich darin einig, dass die Gründe des Handelnden für das Handeln wesentlich sind. Der Fall des primitiven Handelns stellt somit die Kernaussage, dass Gründe für Handlungen notwendig sind, in Frage. Die Existenz primitiver Handlungen macht also eine Neuausrichtung der Handlungstheorie erforderlich. Dies hat Auswirkungen auf zentrale Fragen wie die, ob eine Handlungstheorie möglich ist, die auf menschliches und nichtmenschliches tierisches Handeln gleichermaßen anwendbar ist. Vor diesem Hintergrund brauchen wir dringend eine systematische Analyse primitiven Handelns, die sich mit der Frage befasst, was primitives Handeln ist - im Lichte bestehender Darstellungen tierischen Handelns aus Handlungstheorie, Tierverhaltensforschung und Evolutionstheorie. Mit Blick auf primitives Handeln müssen wir die Grundlagen der Handlungstheorie überprüfen, insbesondere im Hinblick auf unser Verständnis des Verhältnisses zwischen Vernunft und Handlung und im Hinblick auf unser Verständnis der Unterscheidung zwischen Aktivität und Passivität. Schließlich können wir auf das zurückgreifen, was wir von primitiven Handlungen lernen, und dies auf das Verständnis tierischer und künstlicher Handlungen z.B. von KI gestützten Systemen anwenden. In diesem Projekt (PrimAct) wird vorgeschlagen, primitives Handeln systematisch zu untersuchen, über seine Bedeutung für die Handlungstheorie im Allgemeinen nachzudenken und Anwendungen einer Theorie des primitiven Handelns zu untersuchen. Primitives Handeln hat das Potenzial, unser Verständnis von der Natur des Handelns zu verändern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Professor Dr. Stephen Butterfill; Professorin Dr. Helen Steward
 
 

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