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Fürstenpreis und Kunstprogramm. Sozial- und gattungsgeschichtliche Studien zu Goethes Gelegenheitsdichtungen für den Weimarer Hof

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2002 bis 2003
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5379589
 
Die ca. 70 Gelegenheitsdichtungen für den Weimarer Hof (Lyrik, Maskenzüge, Festspiele, Vor- und Nachspiele, Theaterreden) sind einerseits als repräsentative Zweckform geprägt durch höfische Konvention und Zeitgeschehen, andererseits durch Goethes künstlerische und biographische Disposotion. Sein mit der Vorstellung einer Offenbahrung des Göttlichen in der Gelegenheit (kairos) korrespondierender Umgang mit der Gattung schafft einen neuen Zugang: Die traditionell abgewertete Gattung erhält so als neu definierte Praxisform einen nicht mehr sozial, sondern ästhetisch begründeten Wert. Seine Innovationen zeigen sich besonders im Vergleich mit anderen Hofdichtern: Grundsätzlich schreibt Goethe seine Texte freiwillig, wählt Themen, Formen (v.a. den Knittelvers als regelsrechtes "Markenzeichen") und Anlässe selbst. Einzigartige casualpoetische Darstellungsfreiräume erobernd, mischt er sich als Freund, Erzieher und Kritiker des Fürstenhauses in die politischen Zeitläufte ein. Er erweitert die Ausdrucksmittel der Panegyrik, indem er traditionelle Form- und Bildzitate sowie eigene ästhetische Errungenschaften einbringt und etabliert. Er reduziert die früher gattungskonstituierende Casualdeixis und die Huldigungsformeln, individualisiert die Adressatenanrede, privatisiert Tonfall und Themen durch Anspielungen auf persönliche Eigenheiten und Begebnisse, nutzt die Gattung für eigene Kunstprogrammatik und macht die "Einwegtexte" sogar der literarischen Öffentlichkeit zugänglich. Der durchkomponierte Maskenzug mit gelegenheitsunabhängigem Leitthema bildet eine eigene Gattungsprägung.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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