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Experimentelle Untersuchungen zur Diskriminierung nutzentheoretischer Modelle von Altruismus und Verteilungsgerechtigkeit
Antragsteller
Professor Dr. Friedel Bolle (†)
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftstheorie
Förderung
Förderung von 2002 bis 2006
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5370633
Bisheriges zentrales Experiment zum Test altruistischen Verhaltens ist das "Diktatorspiel", bei dem ein Spieler A einen festen Geldbetrag erhält, dessen Volumen sowohl Spieler A als auch dem anonymen potentiellen Empfänger (Spieler B) bekannt ist. Spieler A hat dann die Möglichkeit, einen Teil des empfangenen Geldbetrags an Spieler B weiterzugeben, wobei die Transferrate 1:1 ist, d.h., dass eine abgegebene Geldeinheit des Diktators für den Empfänger auch eine Geldeinheit wert ist. Die durchschnittliche Abgabebereitschaft liegt bei 20%-25%. Mit den geplanten Experimenten sollen zwei zentrale Fragen genauer untersucht werden: Erstens, die Frage, ob Spieler, die im Diktatorexperiment nichts weitergeben, wirklich egoistisch sind. Dieselben Personen könnten u.U. bei steigenden Transferraten (größer eins) eine ansteigende Bereitschaft zur Weitergabe von Geldbeträgen haben. Zweitens, die Frage, ob Altruismus (soziale Externalitäten) einkommens- oder nutzenorientiert ist. So "unscheinbar" der Unterschied unter vollständiger Information ist, so gravierend unterscheiden sich die beiden Ansätze unter unvollständiger Information (der Normalfall in realen Situationen). In der geplanten experimentellen Studie sollen daher a) der Informationsstand von Personen B und b) die Transferraten systematisch variiert werden. Untersucht werden sollen damit die Fragen: a) ob die Abgabebereitschaft der Diktatoren durch asymmetrische Information über die Größe des zu verteilenden Betrages beeinflusst wird. Im Gegensatz zu den meist verwendeten einkommensorientierten Altruismusmodellen und den neueren Modellen zu Ungleichheitsaversion wird ein solcher Einfluss nur durch nutzenorientierte Altruismusmodelle vorausgesagt. Alternative Erklärungen wären soziale Normen oder "Irrationalitäten", die darin bestehen könnten, dass sich Person A trotz weitgehender Anonymisierung externen Normen ausgesetzt sieht, wie z.B. einem gesellschaftlich geforderten Mindestmaß an Verteilungsgerechtigkeit; b) ob altruistisches Verhalten effizienz- oder verteilungsorientiert ist und ob ansteigende Transferraten mögliche Ungleichheitsaversionen effizienzorientierte Entscheidungen begrenzen. Die Ergebnisse sollen eine Synthese der Modelle zu Altruismus und zu Ungleichheitsaversion stützen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Person
Professor Dr. Alexander Kritikos