Detailseite
Die Topographie des Martyriums: Frühchristliche Märtyrerakten im lokalen Kontext der kaiserzeitlichen Kultur
Antragstellerin
Professorin Dr. Katharina Waldner
Fachliche Zuordnung
Griechische und Lateinische Philologie
Förderung
Förderung von 2002 bis 2005
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5358332
Die "beunruhigende Seltsamkeit" der frühen Christinnen und Christen äußerte sich in den Augen ihrer Zeitgenossen nicht nur in ihrer Bereitschaft zur sexuellen Enthaltsamkeit, sondern auch in ihrer Todesverachtung, wenn sie mit der Hinrichtung bedroht wurden. Seit Mitte des 2. Jhs. kursierten unter den sich als Christiani bzeichnenden Bewohnern und Bewohnerinnen des römischen Reiches Berichte über Verhör und Hinrichtung einzelner oder ganzer Gruppen von Märtyern durch die römischen Behörden. Diese in der Forschung seit dem 16. Jh. als 'Märtyerakten' bezeichneten Texte stehen im Mittelpunkt des vorliegenden Projektes. Ziel ist es, durch eine Verbindung von religions- und literaturwissenschaftlicher Methodik den sozialen Ort und die diskursiven Strategien derartiger Bericht im Kontext der kaiserzeitlichen Kultur zu bestimmen und für ein Verständnis der Kommunikation zwischen christlicher und nichtchristlicher Kultur in ihren räumlichen Bezügen zu nutzen. Untersucht werden frühe Märtyerakten prominenter Provinzstädte wie Pergamon, Smyrna, Lyon und Karthago, die mit stadtrömischen und alexandrinischen Überlieferungen verglichen werden. Gefragt wird einerseits nach lokalen Bezügen, insbesondere nach der Funktion der Texte im Rahmen des Totengedenkens und bei der Konstituierung einer ortsgebundenen christlichen Identität über gemeinsame rituelle und soziale Praktiken. Andererseits werden auch die überregionalen Wirkungsabsichten und Prägungen der Texte untersucht: die Anknüpfung an christliche Konzepte des Martyriums in einem überregionalen Diskursfeld ebenso wie ihre apologetischen und protreptischen Kommunikationsabsichten und die damit verbundene Anknüpfung an 'Sehgewohnheiten' und Sprechweisen eines nichtchristlichen Publikums.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme