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Vom Persischen zum Tadschikischen: Sprachliches Handeln und Sprachplanung in Transoxanien zwischen Tradition, Moderne und Sowjetmacht (1900-1956)

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung von 2001 bis 2002
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5351785
 
Diese Arbeit untersucht auf der Grundlage zeitgenössischer Quellen den Wandel der persisch-tadschikischen Sprache Transoxaniens von einer Sprache, die im multilingualen Milieu Mittelasiens eine führende Position in den Bereichen Religion, Wissenschaft, Literatur Verwaltung, Schriftverkehr und Handel innehatte, zu einer Sprache, deren Funktion weitgehend auf ihre Rolle als Primärsprache einer nach nationalen Kriterien definierten Sprechergemeinschaft reduziert wurde. Die sozialen und lingusitischen Merkmale, die diese Sprache in der Zeit vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Ende der Stalinära kennzeichneten, werden beschrieben und in ihrer Beziehung zu den Faktoren analysiert, die das sprachliche Handeln der Persisch- und Tadschikischsprecher in dieser Zeit beeinflussten. Zu diesen Faktoren gehören geistes- und ideengeschichtliche Entwicklungen, politische und ideologische Absichten, wissenschaftliche und technische Innovationen und - nicht zuletzt - die sprachliche Kompetenz der Sprecher. Besondere Aufmerksamkeit erfahren dabei die islamisch-modernistische Aufklärungsbewegung der vor- und frühsowjetischen Zeit, Ideologie und politische Programmatik der Bolschewiki während und nach ihrer Machtergreifung, die verschiedenen Spielarten des Turkestan-Nationalismus und des tadschikischen Nationalismus in seinen einzelnen Entwicklungsphasen, die kommunistische Weltanschauung, die großen sprachplanerischen Unternehmungen zur Entweicklung einer "tadschikischen Literatursprache" und der zweifache Schriftwechsel. Vor dem Hintergrund der von Wissenschaftlern, Politikern und Sprachaktivisten bis zum heutigen Tag mit vielen Emotionen geführten Diskussion über die Frage, ob das "Tadschikische" eine vom "Persischen" zu unterscheidende "Sprache" darstellt oder nicht, besteht eines der wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit in der Erkenntnis, dass die persisch-tadschikische Sprache Transoxaniens im Untersuchungszeitraumn keine natürlich gewachsene Einheit darstellte, die sich aus sich selbst heraus als solche definieren ließe, sondern dass sie aus politischen, ideologischen oder anderen Absichten, die immer Absichten von Menschen waren, als "Sprache" definiert und konstruiert wurde.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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