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Vom Zuschauer zum Akteur: Literatur, Zusammenarbeit und Teilnahme
Antragsteller
Professor Dr. Dirk Wiemann
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 496295891
Eine wichtige Tendenz in der zeitgenössischen Literatur ist die Hinwendung zu betont kollaborativen und partizipativen Formaten, die - so eine Hauptthese dieses Projekts - mit dem in der Forschungsgruppe insgesamt postulierten Bedarf nach neuen Formen und Foren der Zusammenarbeit korreliert. Während die verstärkte Konjunktur kollaborativer und partizipativer Verfahren und Prozesse in den benachbarten Bereichen der bildenden und darstellenden Künste bereits weithin anerkannt und als 'kommonistische Wende' zum Gemeinschaffen diskutiert worden ist, wird sie von der Literaturwissenschaft bislang vergleichsweise wenig beachtet. Ein Grund hierfür liegt, so eine weitere These, nicht zuletzt in der Institutionalisierung von Literatur als 'intimes' Ereignis, dessen Beteiligte (Autor*innen und Leser*innen) idealtypisch als solitäre Individuen konzipiert werden, die den Prozess der Textproduktion bzw.-rezeption allein vollziehen und sich maximal post fact über ihre je individuelle Leseerfahrung kommunikativ austauschen. Mit der Perspektive, ein deskriptiv-theoretisches Modell für eine Konzeption von Literatur als Kollaboration zu entwickeln, verfolgt das Projekt vier eng miteinander verbundene Ziele: es untersucht erstens zeitgenössische Formen kooperativer Ko-Autorschaft; es widmet sich zweitens der Frage nach Möglichkeiten und Grenzen kollaborativer Rezeption, um drittens in einer umfänglichen Fallstudie der britischen Refugee Tales-Kampagne zu einer dichten Beschreibung eines exemplarischen kollaborativen Literatur-Events zu gelangen; und viertens in einer vertieften Auseinandersetzung mit dem indischen Konzept der sahitya, das Literatur als immer schon gemeinschaftliches Projekt fasst, den globalisierten westlichen Literaturbegriff mit den ihm inhärenten Privatisierungseffekten zu provinzialisieren. Das Projektteam, bestehend aus dem Projektverantwortlichen, eine*r Doktorand*in (vorzugsweise aus einem südasiatischen Kontext) sowie dem Mercator Fellow, kuratiert drei Workshops und arbeitet gemeinsam an einer Reihe von einzeln oder im Verbund verfassten Publikationen.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen