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Grete Meyer-Ehlers (1904-2003) – Leben und Werk einer Pionierin der empirischen Erforschung von Wohnpraktiken
Antragstellerin
Dr.-Ing. Julia von Mende
Fachliche Zuordnung
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 533842656
Wie man Wohnen erforschen kann, wird vor dem Hintergrund sich ausdifferenzierender Wohnpraktiken diskutiert. Im Zusammenhang mit Fragen nach den Methoden einer interdisziplinären Wohnungsforschung kommt dem Werk Grete Meyer-Ehlers‘ (1904-2003), Bauhaus-Schülerin, Professorin für Hauswerk und Kunsterziehung an der Pädagogischen Hochschule Berlin und Wohnforscherin, besondere Bedeutung zu: In ihren von der öffentlichen Hand beauftragten Untersuchungen zum Wohnen in den Jahren 1957-1972 hat sie anhand von Interviews, Fotografien und Zeichnungen Physisch-Materielles, wie Grundrissgestaltung und Wohnungsausstattung, in Wechselwirksamkeit mit den Bewohner*innen, deren Handlungen und Formen der Aneignung methodisch verschränkt untersucht. Mit diesen Untersuchungsmethoden im Sinne heutiger praxistheoretischer Perspektiven kam sie zu konkreten Aussagen über Wohnraumbedürfnisse und Planungsoptionen. Ihre Forschungsmethoden entwickelte sie weitgehend autodidaktisch. Entgegen dem Leitbild der Nachkriegsjahre evaluierte sie in ihren Untersuchungen im Rahmen sogenannter Wohnzufriedenheitsforschungen kleinfamiliale Wohnformen kritisch und analysierte Ende der 1960er Jahre auch sich neu formierende kollektive Wohnformen. Diese Pionierleistung einer empirischen Erforschung von Wohnpraktiken wurde bis in die Gegenwart nur spärlich rezipiert. Auch gibt ihr Werdegang in Bezug auf geschlechtliche Rollenbilder und interdisziplinäre Forschungsperspektiven Anlass, sich auch mit der Forscherinnenpersönlichkeit Meyer-Ehlers zu beschäftigen. Eine Aufarbeitung ihres Lebens und Werks soll diesen blinden Fleck in der Architekturgeschichtsschreibung sichtbar machen. Dazu werden ihre Vita kritisch aufgearbeitet, ihre Studien dokumentiert und analysiert, die darin angewandten Methoden historisch eingeordnet und Bezüge zu aktuellen qualitativen methodischen Ansätzen einer praxistheoretisch orientierten Forschung untersucht. Als Quellenkorpus dienen Primär- und Sekundärliteratur sowie Dokumente aus Archiven und aus dem Teilnachlass von Grete Meyer-Ehlers. Ergänzend wird informelles Wissen zu beruflichen und persönlichen Lebensstationen und Beziehungen, aber auch zur Rezeption ihres Werks anhand von Interviews mit Zeitzeug*innen erschlossen. Das Projekt leistet einen architekturgeschichtlichen und -theoretischen Beitrag zu einer bisher noch nicht umfänglich aufgearbeiteten Geschichte der empirischen Erforschung des Wohnens innerhalb der interdisziplinären Wohnungsforschung. Es eröffnet darüber hinaus Anknüpfungspunkte zur Geschichte der empirischen Sozialforschung, zur raumbezogenen Genderforschung (Geografie) sowie zur Wissens- und Kulturgeschichte des Wohnens.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen