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Kompetenz, Kontrolle und gemeinsame Beschaffung in der EU

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 532657320
 
Die jüngsten Krisen von Covid-19 bis zum russischen Angriff der Ukraine haben Forderungen nach einer Zentralisierung des öffentlichen Beschaffungswesens in der EU ausgelöst. So sollen Versorgungsengpässe bei strategischen Ressourcen - Impfstoffen, Energie, Munition, Computerchips - vermieden werden. Das Projekt analysiert die Schaffung, institutionelle Konfiguration und Nutzung von EU-Instrumenten der gemeinsamen Beschaffung sektorübergreifend und im Zeitverlauf. 1) Empirisch wird die (Ab)Schaffung von EU-Instrumenten für die gemeinsame Beschaffung seit 1957 nachgezeichnet, sowie deren institutionelle Ausgestaltung und Nutzungsintensität gemessen. 2) Theoretisch entwickelt das Projekt ein Erklärungsmodell für die Schaffung, Konfiguration und Nutzung von gemeinsamen Beschaffungsinstrumenten. Das Modell basiert auf der Kompetenz-Kontrolltheorie, die im Dachpapier zu dieser Forschungsgruppe skizziert wird. 3) Analytisch führt das Projekt beobachtende und experimentelle sowie quantitative und qualitative Ansätze in einem Mixed-Methods-Design zusammen. Das Projekt gliedert sich in drei Arbeitspakete: 1) Arbeitspaket 1 entwickelt den theoretischen Rahmen des Projektes. Grundidee ist, dass die Fähigkeit der EU zur Durchführung gemeinsamer Beschaffungsprojekte (competence) und die Fähigkeit der Mitgliedstaaten, das Beschaffungshandeln der EU zu kontrollieren (control) in einem inversen Verhältnis stehen: Das eine untergräbt tendenziell das andere. Das Arbeitspaket entwickelt Hypothesen zu den Determinanten politischer Kompetenz- und Kontrollforderungen sowie zu den Folgen von Kompetenz-Kontroll-Tradeoffs für die Schaffung, Konfiguration und Nutzung von EU-Beschaffungsinstrumenten. 2) Arbeitspaket 2 analysiert das gemeinsame Beschaffungswesen der EU quantitativ. Es entwickelt einen Datensatz über die Schaffung, Konfiguration und Nutzung von gemeinsamen Beschaffungsinstrumenten der EU. Der Datensatz erlaubt, Trends und Muster sektorübergreifend und im Zeitverlauf abzubilden. Auf Basis des Datensatzes analysiert Arbeitspaket 2 den Zusammenhang zwischen gemeinsamer Beschaffung und möglichen Erklärungsvariablen statistisch. Drittens soll im Rahmen der jährlichen EUI/YouGov-Erhebung zu Solidarität in Europa (SiE) ein Umfrageexperiment zu politischen Einstellungen zur gemeinsamen Beschaffung durchgeführt werden. 3) Arbeitspaket 3 analysiert das gemeinsame Beschaffungswesen mit qualitativen Fallstudien. Der Fokus liegt auf drei Politikbereichen, in denen die gemeinsame Beschaffung ein wichtiges Thema war, aber zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt hat. In der Gesundheitspolitik wurden Instrumente für die gemeinsame Beschaffung nicht nur geschaffen, sondern auch genutzt. Im Energiebereich wurden Instrumente der gemeinsamen Beschaffung geschaffen, aber kaum genutzt. In der Verteidigungspolitik gab es zwar viele Vorschläge zur gemeinsamen Beschaffung, die - bisher - aber noch nicht zur Schaffung entsprechender Instrumente geführt haben.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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