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Koordinationsfonds

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Öffentliches Recht
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 532657320
 
Nach der Krisendekade der EU und dem dadurch bewirkten Wandel ist es an der Zeit, die Rekonfiguration der EU aus einer breiteren Perspektive zu betrachten. Dies ist das Ziel der Forschungsgruppe. Sie argumentiert, dass die EU hin- und hergerissen ist zwischen dem Aufbau von Kompetenzen zur Lösung grenzüberschreitender Probleme und zur Erzielung von Skalenerträgen und der Kontrolle dieser Kompetenzen. Dies führt in ein Dilemma: unkontrollierte Kompetenzen sind gefährlich, überkontrollierte sind nutzlos. Die Forschungsgruppe geht davon aus, dass die Rekonfiguration der EU wesentlich vom Umgang mit diesem Dilemma bestimmt wird. Sie strebt an, die Kompromisse zwischen Kompetenz und Kontrolle sowie deren Entwicklung im Zeitverlauf und zwischen unterschiedlichen Politikfeldern zu verstehen (Deskription), Entstehung, Entwicklung und Wandel dieser Kompromisse zu erklären (Erklärung) und einzuschätzen, was dies für die Rekonfiguration der EU als Ganzes bedeutet (Folgen). Hierzu dienen drei Maßnahmen. Erstens stützt sich die Forschungsgruppe anstatt einer eindimensionalen Skala von mehr oder weniger Integration auf eine zweidimensionale Konzeption, die Kompetenz und Kontrolle variiert. Die Kombinationen beider Faktoren sind themenspezifisch und ändern sich im Zeitverlauf. Ob dabei ein dominanter Modus oder eine Vielfalt unterschiedlicher Kombinationen entsteht, soll empirisch analysiert und theoretisch erklärt werden. Das zweidimensionale Modell erlaubt es, zwischen mehr Integration durch Kompetenz und mehr Integration durch Kontrolle zu unterscheiden. Zweitens verbessert die interdisziplinäre Analyse aus politik- und rechtswissenschaftlicher Perspektive das Verständnis der Europäischen Integration. Beide Disziplinen behandeln ähnliche Themen, aber aus unterschiedlichen Perspektiven und oft ohne direkte Verbindung. Kompetenz- und Kontroll-Theorie stellt ein gemeinsames Vokabular und einen gemeinsamen Rahmen für politik- und rechtswissenschaftliche Perspektiven zur Untersuchung der Rekonfiguration der EU bereit. Dies ermöglicht die Schaffung einer größeren interdisziplinären Gruppe zur Analyse der Europäischen Integration, die das Potential hat, wichtige Beiträge zur internationalen Diskussion beizusteuern. Drittens betrachtet sie europäische Integration als einen Prozess der Bildung und Rekonfiguration eines rechtlich-politischen Systems. Dies macht sie anschlussfähig für neuere Ansätze, um die EU aus einer systemischen Perspektive zu verstehen, ohne sich in Debatten über die Realität oder Wünschbarkeit eines europäischen Bundesstaates zu verlieren. Stattdessen wird gefragt, wie sich die EU als System herausbildet, stabilisiert und entwickelt. Die Forschungsgruppe versammelt das Detailwissen über Politikfelder, Institutionen, Instrumente, Theorien und wissenschaftliche Debatte, das für das Unterfangen notwendig ist, die Rekonfiguration der EU aus der Perspektive von Kompetenz und Kontrolle zu verstehen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Mitverantwortlich(e) Professorin Dr. Miriam Hartlapp
 
 

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