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Leben ohne Arbeit? - Wege der Bewältigung im pastoralpsychologischen und theologischen Deutungshorizont

Antragstellerin Dr. Susanna Kempin
Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2001 bis 2002
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5318054
 
In dieser Studie werden die individuellen Folgen der gegenwärtigen Krise der postindustriellen Erwerbsgesellschaft, der eine strukturell bedingte Tendenz zum "Verschwinden der Arbeit" (Dahrendorf/Rifkin) im Sinne der klassischen Erwerbsarbeit und damit verbunden die Auflösung einer kontinuierlichen "Normalarbeitsbiographie (Kohli/Osterland) innewohnt, in einer multidisziplinären Perspektive reflektiert. Hieraus werden konzeptionelle Konsequenzen für den seelsorgerlichen Umgang mit erwerbslosen Menschen formuliert. Ergebnis ist eine pastoral sychologische Praxis-Theorie, die theologische Antworten im Blick auf die Bewältigung einer gesellschaftskulturellen Umbruchsituation zu geben vermag, ohne dabei humanwissenschaftliche, insbesondere psychoanalytische Einsichten wirklichkeitsvergessen zu überspringen. Grundlage des ersten Hauptteils sind 30 biographische Interviews mit Erwerbslosen. Sechs Einzelschicksale werden exemplarisch interpretiert. Unter Rückgriff auf alle Interviews wird das empirische Material anschließend in zwei Anläufen im Licht einer psychoanalytischen Hermeneutilk und einer Religionshermeneutik ausgewertet. Im zweiten Hauptteil wird der induktive Weg einer pastoralpsychologischen Reflexion empirischer Lebenswirklichkeit um einen deduktiven Weg systematisch-theologischer Reflexion erweitert. Unter Bezugnahme auf Grundfiguren der theologisch-christologischen Anthropologie Karl Barths wird deutlich gemacht, daß die Neuordnung des Selbst- und Weltbezuges des Menschen durch den im Christusgeschehen in bestimmter Weise definierten Gottesbezug Potential für einen spezifisch theologischen Beitrag zur Bewältigung der gegenwärtigen kulturellen Umbruchsituation in sich birgt. Der theologische Zusammenhang von Gottesbeziehungen und Subjektwerdung transzendiert die Bedeutung des Faktors Arbeit für die Identitätsbildung und Selbstkonstitution. Aus dem Zusammenspiel sozialwissenschaftlich, psychoanalytisch und religionshermeneutisch interpretierter empirischer Lebenswirklichkeit und systematisch-theologische Reflexion ergeben sich Neuanstöße für die pastoralpsychologische Praxis. Der Zusammenhang von Subjektwerdung und Gottesbeziehung wird nicht nur theologisch behauptet, sondern psychoanalytisch reflektiert, und seine Bedeutung für die seelsorgerliche Arbeit entfaltet.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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