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Eine randomisiert-kontrollierte Machbarkeitsstudie zur internetbasierten kognitiven Verhaltenstherapie und achtsamkeitsbasierten Therapie bei hypoaktivem sexuellen Verlangen bei Frauen mit komorbider Depression
Antragstellerin
Privatdozentin Dr. Julia Velten
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 531778085
Die Störung mit verringertem sexuellen Verlangen (engl.: Hypoactive Sexual Desire Dysfunction, HSDD) ist durch eine lang andauernde, klinisch bedeutsame Reduktion oder das Fehlen von sexuellem Verlangen gekennzeichnet und gehört zu den häufigsten sexuellen Störungen bei Frauen. Während HSDD jedes Jahr etwa 7% der Frauen in Deutschland betrifft, ist die Prävalenz in klinischen Populationen, v.a. bei Frauen mit depressiven Störungen, noch wesentlich höher. Obwohl es zahlreiche Belege dafür gibt, dass kognitive Verhaltenstherapie (CBT) und achtsamkeitsbasierte Therapie (MBT) wirksame Behandlungsmethoden für HSDD sind, erhalten betroffene Frauen meist keine Behandlung. Frauen mit HSDD und komorbiden depressiven Störungen werden i.d.R. von Forschungsstudien zu HSDD ausgeschlossen. Zudem erhalten sie in der Routine-Versorgung nur selten adäquate Hilfe für ihr sexuelles Problem, da viele Behandler:innen die Behandlung sexueller Probleme als zweitrangig ansehen, sich nicht für die Therapie von HSDD qualifiziert fühlen oder die (oft falsche) Annahme haben, dass sich HSDD automatisch bessert, sobald die komorbide psychische Störung behoben ist. Ziel dieses Antrags ist es, diese Forschungs- und Behandlungslücke zu schließen, indem zwei internetbasierte Programme basierend auf CBT und MBT spezifisch für Frauen mit HSDD und komorbider Depression entwickelt und in Bezug auf ihre Machbarkeit evaluiert werden. In Phase 1 des geplanten Projektes werden in einem iterativen personenzentrierten Designprozess zwei Fokusgruppenstudien durchgeführt, um umfassende Informationen über die Behandlungspräferenzen der Zielpopulation zu sammeln, die relevantesten Inhalte zu identifizieren und detailliertes Feedback zu Behandlungskomponenten (z. B. Fallvignetten) zu erhalten. Als Teil dieses Prozesses werden die Teilnehmerinnen den Inhalt der iCBT- und iMBT-Interventionen durcharbeiten, während sie ihre Gedanken verbalisieren und detailliertes Feedback zu den Erfahrungen geben. In Phase 2 des Projektes, der eigentlichen Machbarkeitsstudie, werden 80 Frauen randomisiert iCBT oder iMBT zugeteilt. Nach sechs und zwölf Wochen werden beide Interventionen sowohl qualitativ als auch quantitativ ausgewertet. In Phase 2 werden die Studienendpunkte zur Machbarkeit (d. h. Machbarkeit von Rekrutierung und Adhärenz, Behandlungszufriedenheit, Sicherheit und Risiken sowie vorläufige Wirksamkeit) evaluiert. Die Machbarkeit wird mithilfe eines Ampelsystems bewertet (rot: nicht fortfahren, gelb: überarbeiten und verbessern, grün: weiter mit konfirmatorischer Studie), um die Durchführbarkeit und den zeitlichen Rahmen einer konfirmatorischen Studie zu bestimmen. Dieses Projekt ist ein entscheidender Schritt zu einer evidenzbasierten psychologischen Behandlung sexueller Funktionsstörungen bei Frauen mit komorbiden psychischen Störungen, einer Bevölkerungsgruppe, deren sehr häufige sexuelle Probleme nicht ausreichend erforscht sind und in der klinischen Praxis nicht ausreichend behandelt werden.
DFG-Verfahren
Klinische Studien
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Anna-Carlotta Zarski