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Neurale Korrelate des Risiko-Entscheidungsverhaltens bei Patienten mit Spielsucht

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2007 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 53019240
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Personen mit pathologischem Glücksspiel neigen zu riskanten Entscheidungen. Dies konnte bereits in einer Reihe von Studien demonstriert werden. Sowohl unter Unsicherheits- und Ambiguitätsbedingungen als auch dann, wenn die Risiken, die mit einer Entscheidung verbunden sind, explizit sind, präferieren Personen mit pathologischem Glücksspiel die kurzfristig eine hohe Belohnung versprechende Alternative, auch wenn diese mit hohen Risiken verbunden bzw. längerfristig unvorteilhaft ist. In dem hier beschriebenen Projekt wurde der Frage nachgegangen, welche Mechanismen auf peripherphysiologischer und neuraler Ebene für das riskante Entscheidungsverhalten bei Personen mit pathologischem Glücksspiel verantwortlich zeichnen könnten. Wir fanden erneut ein riskantes Entscheidungsverhalten in einer Entscheidungsaufgabe mit expliziten Regeln für Gewinne und Verluste und offensichtlichen Gewinnwahrscheinlichkeiten. Auch in einem experimentellen fMRT-Paradigma neigten die Personen mit pathologischem Glücksspiel stärker zu den riskanteren, aber einen höheren Gewinn versprechenden Alternativen als die gesunde Kontrollgruppe. Dies war jedoch nur dann der Fall, wenn zusätzlich zu den Gewinnwahrscheinlichkeiten auch potentielle Gewinne und Verluste angezeigt wurden – wenn es nur um die Wahrscheinlichkeiten ging, wählten die Personen mit pathologischem Glücksspiel ebenso häufig die vorteilhaften (wahrscheinlicheren) Alternativen, wie die Kontrollprobanden. Das bedeutet, dass Personen mit pathologischem Glücksspiel nicht die Wahrscheinlichkeiten von riskanten Alternativen fehldeuten, sondern dass sie von potentiellen Gewinnen stärker angezogen werden und dabei die Risiken für einen Verlust vermutlich weniger stark beachten. Für diese stärker ausgebildete Verarbeitung potentieller Gewinne bei riskanten Entscheidungen zeigen sich auf Hirnebene stärkere Aktivierungen im mediofrontalen Cortex – d.h. in einer Region, die mit der motivationalen und emotionalen Verarbeitung von Reizen allgemein und von Anreizen im Besonderen assoziiert wird. Der starke Anreiz, den potentiell hohe Gewinne für Personen mit pathologischem Glücksspiel aufweisen und der sodann zu riskantem Verhalten führt, sollte im Rahmen therapeutischer Prozesse adressiert werden, um das dysfunktionale Entscheidungsverhalten im Alltag der Betroffenen zu reduzieren.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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