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Mechanik der Seele. Eine Studie zur Metaphorologie der Rührung im 18. Jahrhundert
Antragstellerin
Professorin Dr. Caroline Torra-Mattenklott
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2001 bis 2002
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5298218
Rührung, eine mehr oder weniger heftige Bewegung der Seele, des Herzens, der Lebensgeister oder der Nervenfibern, ist eines der grundlegenden ästhetischen Konzepte des 18. Jahrhunderts. Gegen die verbreitete Tendenz, die "Gefühlsästhetik" mit Blick auf die Autonomie- und Ausdrucksästhetiken der Goethezeit als einen absterbenden Restbestand der rhetorischen Überlieferung zu diskreditieren, zeigt die Dissertation, dass die bewegende Wirkung der Künste im mittleren 18. Jahrhundert als eine theoretische Herausforderung angenommen wurde. Das Problem des "Einflusses" ist für die ästhetische Diskussion der Zeit ebenso aktuell wie für die Physik, die Medizin und die philosophische Anthropologie. Auf der Suche nach Erklärungen kann sich die ästhetische Theorie daher an mechanischen und physiologischen Prinzipien orientieren. Traditionelle Metaphern aus rhetorischen, poetischen, musiktheoretischen oder religiösen Kontexten werden im Rahmen der "mechanischen Philosophie" zu ingeniösen Erklärungsmodellen transformiert. Ausgehend von analogietheoretischen und metaphorologischen Überlegungen stellt die Arbeit zunächst anhand französischer, englischer und deutscher Quellen eine Reihe solcher Erklärungsmodelle für Rührung vor. Im Zentrum steht dann der Begriff der lebendigen, d.h. rührenden Erkenntnis, den A. G. Baumgarten aus dem rhetorischen Begriff der enérgeia, der pietistischen Lehre vom lebendigen Glauben und der mechanischen Theorie der lebendigen Kraft synthetisierte. Die Geschichte des Modells führt (u.a.) von Christian Wolff über Baumgarten, Meier und Sulzer bis hin zu Johann Gottfried Herder.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen