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KFG 76:  Reflexive Globalisierung und das Recht: Das koloniale Erbe und seine globalen Wirkungen im 21. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 529663869
 
Debatten über den Umgang mit dem kolonialen Erbe sind allgegenwärtig. Sie markieren, so eine Ausgangsthese des Vorhabens, eine neue Phase der Globalisierung. Während diese bis in jüngste Zeit vor allem in ihrer ökonomischen Dimension und oft als einseitige "Verwestlichung" begriffen wurde, nehmen wir an, dass Globalisierung inzwischen auch wichtige intellektuelle Dimensionen aufweist und multidirektional ist; die Positionen von Süd und Nord, von Zentrum und Peripherie werden neu verhandelt und in ihren Wechselbezüglichkeiten neu vermessen. Für die Zwecke unseres Vorhabens bezeichnen wir diese neue Phase vorläufig als reflexive Globalisierung. Unsere Kolleg-Forschungsgruppe will die Rolle des Rechts in dieser reflexiven Globalisierung und ihre Wirkungen auf zentrale Begriffe, Konzepte und Vorstellungen des Rechts untersuchen. Wir planen dazu, grundlegende Rechtsbegriffe aus einer Süd-Nord-Perspektive zu analysieren und dabei vier Dimensionen des Rechts mit entsprechenden methodisch-theoretischen Herangehensweisen in den Blick zu nehmen: Recht als geltende Normenordnung, als historische Formation, als Praxis und als lokales Phänomen. Ziel des Vorhabens ist es, einen Beitrag zu Debatten über Asymmetrien in globaler Wissensproduktion und wissenschaftlicher Praxis zu leisten, ein besseres Verständnis der Bedeutung, der kontextuellen Zusammenhänge und der Reichweite von Rechtsbegriffen zu entwickeln und die Idee der reflexiven Globalisierung als Rahmen für das Verständnis der aktuellen Prozesse der Rekalibrierung des Süd-Nord-Verhältnisses und der globalen Entkopplung zu konturieren. Verwirklichen lässt sich dieses Vorhaben nur durch ein auf Dauer angelegtes Gespräch zwischen Akteuren aus Süd und Nord, wie es nur ein Kolleg mit seiner einzigartigen Förderstruktur ermöglicht. Das Fellows-Programm bildet daher das Herzstück des Kollegs. Dabei ergeben sich aus der Süd-Nord-Dimension unseres Vorhabens spezifische Herausforderungen. Diese wollen wir durch besondere Verfahren und Kriterien bei der Auswahl der Fellows, durch spezifische Formate ihrer Einbindung in das Kolleg (z. B. digital fellowships, academic ambassadors) und durch die Idee eines "Kolleg on Tour" meistern. Auf diese Weise wollen wir dazu beitragen, die lebhaften Debatten um das koloniale Erbe, die nicht zuletzt in Berlin in den letzten Jahren stattgefunden haben und noch stattfinden, in ihrer spezifisch rechtlichen Dimension zu reflektieren und voranzutreiben. Prominent einbeziehen werden wir dazu auch Expertise aus Disziplinen jenseits der Rechtswissenschaften, namentlich der Globalgeschichte, der politischen Theorie und der Anthropologie, ebenso wie aus der Zivilgesellschaft.
DFG-Verfahren Kolleg-Forschungsgruppen

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