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Einfluss paläoklimatischer und paläozeanographischer Schwankungen auf die Stabilität des spätmiozänen bis holozänen westantarktischen Eisschildes

Fachliche Zuordnung Paläontologie
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528400537
 
Die Westantarktis ist die am schnellsten abschmelzende Region des antarktischen Kontinents, und der westantarktische Eisschild (WAIS) trägt zu etwa 90 % des gesamten Eisverlustes bei. Die speziellen geologischen Gegebenheiten mit einem landwärts abfallenden Schelf in Kombination mit dem Auftrieb von warmem zirkumpolarem Tiefenwasser (CDW) begünstigen das basale Abschmelzen der Eismassen und gelten als Auslöser für den in der jüngsten Vergangenheit zu beobachtenden Eisverlust. Von besonderer Besorgnis ist, dass dieser Prozess - innerhalb von zwei bis drei Jahrzehnten nach seiner Initiierung - möglichweise unumkehrbar ist und in den nächsten Jahrhunderten zum teilweisen oder vollständigen Zusammenbruch des WAIS führen kann. In Anbetracht der Tatsache, dass das WAIS etwa 10 % des antarktischen Eisvolumens beinhaltet, würde dies zu einem globalen Meeresspiegelanstieg von ~4,3 m führen. Während die jüngsten instrumentellen und satellitengestützten Beobachtungen zeigen, dass das WAIS besonders anfällig für klimatische Schwankungen ist, fehlen in dieser so stark gefährdeten Region unseres Planeten Proxyaufzeichnungen, die (1) den kausalen und zeitlichen Zusammenhang zwischen dem Auftrieb von warmem CDW und dem Abschmelzen des Eisschildes herstellen und (2) die Simulationen der Eisschildbewegung unter verschiedenen Klimaszenarien verifizieren können. Sedimente, die während IODP Expedition 379 geborgen wurden, sind in der Lage diese Lücke zu schließen. Sie stellen die erste kontinuierliche und ungestörte Sedimentabfolge des späten Miozäns bis zur Gegenwart aus der Amundsensee dar, einem Gebiet, das direkt durch das Abschmelzen der Eismassen betroffen und für die Erforschung der Geschichte des WAIS von zentraler Bedeutung ist. Das hier vorgeschlagene Projekt soll das komplexe Zusammenspiel zwischen paläoklimatischen und paläozeanographischen Veränderungen in der Westantarktis und deren Einfluss auf die Eisschilddynamiken des WAIS mit Hilfe eines Multiproxyansatzes untersuchen. Im speziellen sollen im Rahmen des Projekts die ersten hochauflösenden Paläotemperatur- und Paläoklimakurven der Westantarktis (für die letzten ~6,8 Mio. Jahre) erstellt werden, die einen differenzierten Vergleich der Klimavariabilität der Westantarktis mit anderen antarktischer Regionen ermöglicht. Durch hochauflösende Untersuchungen von definierten Targetintervallen, für die ein teilweiser oder vollständiger Kollaps des WAIS vermutet wird, einschließlich der Warmzeit des mittleren Pliozäns, wird das Projekt erstmalig die Geschwindigkeit und das Ausmaß des Rückgangs des WAIS als Reaktion auf Klimaveränderung und/oder den Auftrieb von CDW auf den Schelf der Amundsensee liefern. Die hier vorgeschlagenen Forschungsarbeiten werden somit wichtige neue Erkenntnisse über die Klima- und Eisschilddynamiken in einem Gebiet des antarktischen Kontinents liefern, das aktuell am stärksten von abschmelzenden Eismassen betroffen und dadurch von übergeordneter globaler Relevanz ist.
DFG-Verfahren Infrastruktur-Schwerpunktprogramme
 
 

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