Detailseite
Lehrdichtung und Poetik in England und Deutschland von der Renaissance bis zur Aufklärung
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Florian Klaeger; Professorin Dr. Hania Siebenpfeiffer
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528050326
Gegenstand des Forschungsprojekts sind bislang kaum erschlossene volkssprachliche und neulateinische Lehrgedichte der Frühen Neuzeit zur Geologie, Meereskunde, Botanik und Astronomie sowie die ihnen zugrundeliegende Poetik. Die grundlegende Bedeutung der Physikotheologie für die frühneuzeitliche Lehrdichtung motiviert zugleich den besonderen Schwerpunkt auf die englisch-deutschen Gelehrtennetzwerke und hebt das Projekt von der zeitlich und thematisch verwandten Forschung ab. Wir gehen von der erkenntnisleitenden Beobachtung aus, dass die frühneuzeitliche Lehrdichtung nicht bloß ein Medium war, in dem physische und metaphysische Sachverhalte in einer Weise fruchtbar gemacht wurden, die andere frühneuzeitliche Textformen nicht leisten konnten und die auf die Aufdeckung des Metaphysischen in der Natur zielte. Das besondere Vermögen von Dichtung, qua poetischer Form neues Wissen hervorzubringen, wurde vielmehr in den Gedichten selbst reflektiert und theoretisiert. Durch den doppelten Fokus auf Inhalt und selbstreflexive Form der frühneuzeitlichen Lehrdichtung wird so eine bislang ausgeblendete Facette der europäischen Kultur sichtbar: die Hervorbringung nicht nur von Wissen, sondern von neuen Begriffen, Tropen und Figuren unter dem Paradigma der poetischen Form. Damit tritt das Projekt an, neben der Dichtung auch die Dichtungstheorien der Zeit - ihre Kosmopoetik, Theopoetik und Physikotheologie - auf jene Strategien und Verfahren zu befragen, durch die die poetische Form dank ihrer diskursiven Ambivalenz mit dem Ideal der referentiellen Wissenschaftssprache in Konkurrenz treten konnte. Das Projekt schließt damit eine prominente Forschungslücke: Zwar haben Anglistik und Germanistik die 'Poetologie des Wissens' in den letzten Jahren durchaus in den Blick genommen, sie haben sich dabei jedoch auf die volkssprachliche Prosa späterer Epochen sowie weitgehend auf männliche Autoren konzentriert. Der poetisch-reflexive Eigenwert der frühneuzeitlichen Lehrdichtung für die Vermittlung naturphilosophischen Wissens, ihre Einbindung in die englisch-deutschen Gelehrtennetzwerke sowie die wichtige Kontribution gelehrter Frauen blieben demgegenüber weitgehend unerforscht. Fünf Arbeitsvorhaben konturieren die auffälligen Entwicklungsparallelen zwischen der Formation der modernen Wissenschaften und der Literaturtheorie und erschließen zudem ein Korpus größtenteils unbekannter und ungedruckter Lehrgedichte von Frauen, in denen theologisch-naturwissenschaftliches Wissen auf poetisch überraschende Weise integriert wurde. Unser gemeinsames Forschungsvorhaben eröffnet hierdurch neue Perspektiven auf die europäische res publica litteraria von der Renaissance bis in die Aufklärung und ermöglicht neue Erkenntnisse über die untersuchten Textkorpora und Archivfunde hinaus auf bislang unbekannte Zusammenhänge, Parallelen und Unterschiede zwischen den neuen Wissenschaften und Poetik in der volksprachlichen und neulateinischen Lehrdichtung des 16. bis 18. Jahrhunderts.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Großbritannien
Partnerorganisation
Arts and Humanities Research Council
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professorin Cassandra Gorman, Ph.D.; Professor Kevin Killeen, Ph.D.