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Mode als Transformation. Das Beispiel Leipzig (1980 bis 2000)
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Dirk van Laak; Dr. Ulrike Langbein
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 527880187
Das Forschungsprojekt verschränkt Mode- mit Zeitgeschichte und entwickelt eine neue Perspektive auf historische Transformationsprozesse. Exemplarisch für Leipzig wird untersucht, wie sich gesellschaftlicher Wandel über Mode und ihre Akteur:innen artikuliert, realisiert und dokumentiert. Zwar arbeiten Selbst- und Fremdbilder mit Mode, einem Zeitmarker par excellence. Doch hat die Zeitgeschichte Mode bisher kaum beachtet, wie umgekehrt die Modeforschung den ostdeutschen Transformationsprozess nicht untersucht hat. Das Projekt erforscht Mode als grundlegende Ausdrucks- und Vollzugsform von Gesellschaft. Betrachtet wird ein Zeitraum von 20 Jahren, der die Zäsur von 1989/90 in seine Mitte nimmt. Die Untersuchung blickt in die späte DDR, deren Erosion sich auch in der Mode niederschlug, sowie in die Bundesrepublik nach der Wiedervereinigung, in der sich der Bevölkerung neue Konsum- und Ausdrucksräume öffneten, während gleichzeitig existentielle Herausforderungen zu meistern waren. Mit Leipzig wird eine Stadt fokussiert, die schon lange und vielfältig mit Mode verbunden ist. Wie in jeder Großstadt finden auch hier spezifische Milieus und Szenen ihre Räume und in der Mode ihr Medium. Zugleich ist Leipzig ein Sonderfall: Messen präsentierten Mode im steten Wechsel. Jüdische Unter-nehmen machten Leipzig zur Weltstadt der Pelze, die hier bis zur Wende veredelt und gehandelt wurden. Bis dahin war Sachsen eine der potentesten Textilregionen Europas. Die Medienstadt Leipzig arbeitete der Mode ebenso zu, wie sie von der Kunststadt profitierte. Das Projekt verfolgt drei Thesen: Es stellt Mode erstens als kulturelle Praxis dar, die gesellschaftliche Transformationen reflektierte und umsetzte. Zweitens wird Mode als dynamische Konstellation aus Akteur:innen, Netzwerken und Wissen charakterisiert, die flexibel auf zeitgenössische Herausforderungen reagierte. Drittens wird am Beispiel Leipzigs gezeigt, wie eine revolvierende Stadt, die sich immer wieder neu erfinden musste, ihre Mode-Disposition erfolgreich tradierte, eben weil sie sie beständig transformierte. Mode wird demnach als Sonde zum Verständnis tiefgreifender kultureller Veränderungen aktiviert sowie als Ausdruck zeithistorischer Transformationen analysiert. Denn ‚Kleiderwechsel‘ artikulieren einen Wandel von Bildern und Selbstbildern, dem wiederum die Transformation von ökonomischen, politischen und sozialen Lagen sowie von kulturellen Normen und Wertvorstellungen zugrunde liegt. Seine Ergebnisse präsentiert das Projekt als Monografie, in Fachzeitschriften und jenseits der Förderphase auch als Ausstellung. Der Wissenstransfer findet in Stadt und Region interessierte Partner:innen und Publika. Kooperationen mit Leipziger Museen, die sich dem Transformationsprozess ebenfalls zuwenden, laufen bereits. Ein partizipatives Selbstverständnis bestimmt die Arbeit mit Zeitzeug:innen und eine Öffentlichkeitsarbeit, die das Projekt während der gesamten Laufzeit außenwirksam vermittelt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen