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Traditionale und rationale Form öffentlicher Sitten in der Sozialphilosophie Hegels: das Beispiel der Standestugenden und der politischen Religion

Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung von 2000 bis 2004
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5267736
 
Das Forschungsvorhaben hat Hegels Konzeption des Standesethos und der politischen Religion zum Gegenstand. Leitende systematische Fragestellung ist die Integration typisch "vormoderner" Formen der Sittlichkeit bzw. des "Ethos" in die moderne Gesellschaft.Die Geschichtsphilosophie Hegels gehört zu den wichtigsten Vorläufern heutiger Theorien der Rationalisierung und der Modernisierung in Philosophie und Sozialwissenschaften. Sie versteht die Entwicklung der Kultur als Zunahme an Vernunft und Reflexion. Von der Aufklärung und der französischen Revolution her gesehen "vormoderne" soziale Verhaltensweisen werden in ihr als "unmittelbare Sittlichkeit" verstanden, die eher durch Tradition, Gewohnheit und Vertrauen als durch Reflexion und Regelanwendung charakterisiert sind. Anders als die meisten Modernisierungstheorien des 20. Jahrhunderts will Hegel aber zugleich eine einseitige Moderne durch Bewahrung und Transformation ("Aufhebung") solcher vormoderner Verhaltens- und Denkweisen korrigieren. Weniger als an Restauration und Romantik knüpft er damit an Tendenzen der französischen Revolution an, traditionale Verhaltens- und Legitimationsformen in eine auf dem Vernunftrecht der Aufklärung beruhende Staatsverfassung zu integrieren. Hegels Versuch einer Synthese von rationalen und "traditionalen" Formen der Sittlichkeit soll in diesem Projekt an zwei exemplarischen Beispielen untersucht werden: dem Standesethos und der politischen Religion. An beiden läßt sich zeigen, wie traditionale Verhaltens- und Denkweisen in eine politische Kultur integriert werden, der typisch moderne Prinzipien wie Grundrechte, Gesetzesherrschaft, rationale Rechtfertigung staatlicher Normen, Marktfreiheit etc. zugrunde liegen.Im Besonderen soll geklärt werden, wie Hegels Konzeption des Standesethos und der religiös-symbolischen Legitimation der Staatsordnung auf Ereignisse (z.B. Einführung neuer Rituale) und Theorien der Revolutionsepoche reagiert und ihrerseits soziale und philosophische Theorien in Frankreich beeinflußt. Ein Beispiel dafür, das - in Verbindung mit einem Forschungsprojekt von Prof. Hans-Ulrich Thamer zum religiösen und politischen Ritual im Zeitalter der französischen Revolution - genauer untersucht werden soll, ist die wechselseitige Beeinflussung des St. Simonismus und der Hegel-Schule.Hintergrund dieser historischen und philosophiegeschichtlichen Untersuchungen ist die Frage, wie ein - in einem bestimmten Sinne -"reflexionstheoretisches" Modell der Geschichtsphilosophie solche Integrationsprozesse im Unterschied zu eher evolutionstheoretischen Modernisierungstheorien erfaßt und beurteilt"
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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