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Die Wissenschafts- und Technikkultur des geteilten Berlin im Spiegel der Museen
Antragsteller
Professor Dr. Arne Schirrmacher
Fachliche Zuordnung
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 525152060
Nicht nur Literatur, Theater, Film, Kunst und Musik prägten das Selbstverständnis und die Identität von Menschen in modernen Gesellschaften, sondern auch Wissenschaft und Technik, welche diese zunehmend bestimmten. Eine umfassende Kulturgeschichte sollte daher die Wissenschafts- und Technikkultur mitumfassen. Um diese in ihren gesellschaftlichen und politischen Bedingtheiten genauer zu verstehen, erscheint Berlin und seine Nachkriegsentwicklung prädestiniert. Prallen an diesem Ort nach 1945 doch zwei Systeme aufeinander und stehen in einer geteilten aber doch zwischen ihren Teilen immer aufs Engste aufeinander bezogenen Stadt in verschiedenen Konstellationen der Durchlässigkeit und Abschottung in einem kulturellen Wettbewerb. Dieser wurde im Atom- und Weltraumzeitalter und zu Zeiten von Sputnik und "wissenschaftlich-technischer Revolution" insbesondere in der Arena von Wissenschaft und Technik ausgetragen. Ebenso wie es ein spezifisches Berliner Musikleben, eine Kunst-, Kino- und Literaturszene sowie eine Theaterlandschaft gab, so gab es eine Wissenschafts- und Technikkultur in Form von Museen und Ausstellungen. Ihr Platz ist in der Kulturgeschichte Berlins bislang offengeblieben. Das Projekt soll dieses Desiderat für die Nachkriegszeit füllen und die Institutionen des Austausches und der Wissenszirkulation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft betrachten - insbesondere Museen, Ausstellungen und andere Formen der öffentlichen Präsentation von Wissenschaft und Technik wie Sternwarten und Science Center. Sie trugen als Ausstellungsmedien in besonderem Maße zum gesellschaftlichen Diskurs über Wissenschaft und Technik bei. Diese lassen sich nirgends direkter erleben, anschaulicher diskutieren, aber auch weltanschaulich und politisch leichter instrumentalisieren als in Museen und Ausstellungen. Berlin als ein rasant von einer Residenzstadt zur Industriemetropole aufgestiegener Ort hatte vor dem Zweiten Weltkrieg eine reiche Landschaft von Wissenschaftsmuseen und Technikausstellungen ausgebildet, welche im Alltag seiner Bewohner verankert waren. Aber die Wiederherstellung dieser Museumslandschaft gestaltete sich nach dem Krieg schwierig. Um die weiterhin vorhandene Nachfrage nach den liebgewordenen alten Museen und auch nach neuen Institutionen zu füllen, waren es vielfach zivilgesellschaftliche Akteure in West-Berlin und Einzelpersonen und Initiativen der (staatlich gelenkten) Organisationen in Ost-Berlin, die sich für deren Wiederherstellung engagierten. Bei der zentralen Rolle von Wissenschaft und Technik innerhalb der Systemkonkurrenz und durch die bis zum Mauerbau einmalige Konstellation, welche Berlinern Angebote zweier Systeme bei einer durchlässigen Grenze ermöglichte und auch nach dem Mauerbau in einer starken gegenseitigen Bezogenheit fortbestand, ermöglicht der Fall des geteilten Berlin besonders weitgehende Einblicke in die gesellschaftliche Rolle und die politischen Bedingtheiten der Wissenschafts- und Technikkultur.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen