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Die Rolle von Anreizen bei der (Falsch-)Bewertung innovativer Ideen
Antragstellerin
Professorin Dr. Christina Raasch
Fachliche Zuordnung
Operations Management und BWL-spezifische Wirtschaftsinformatik
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 525065843
Unter welchen Bedingungen schätzen Entscheidungsträger den Wert innovativer Ideen falsch ein; und inwiefern hängen solche Fehleinschätzungen mit ihren Anreizen zur Bewertung zusammen? Dieser Antrag soll auf der Basis mikroökonomischer Theorien und mithilfe anspruchsvoller quantitativer Methoden Antworten auf diese Fragen liefern und somit wertvolle Beiträge zur Innovationsforschung im Bereich der Ideenbewertung leisten. Als Ideenbewertung werden Qualitätsurteile verstanden, die Entscheidungsträger (sog. Bewerter) in Bezug auf Produkt- und Prozessideen treffen. Eine effektive Ideenbewertung ist zentral für die Innovationsleistung von Organisationen: Nur wenn sie die besten Ideen auch als solche erkennen, können sie die verfügbaren Ressourcen effizient einsetzen. Die neuere Innovationsforschung hat gezeigt, dass Ideenbewertungen oftmals verzerrt sind und nicht den ‚wahren‘ Wert der Ideen widerspiegeln. In der Vergangenheit haben Forscher solche Bewertungsverzerrungen auf die begrenzte Rationalität der Bewerter zurückgeführt: Bewerter verfügen über begrenzte kognitive Kapazitäten und leiten deshalb die Ideenqualität aus einfach zugänglichen Informationen bspw. über den Ideengeber ab, die den wahren Ideenwert nicht erfassen. In diesem Antrag soll eine alternative Erklärung vorgeschlagen und ausgearbeitet werden, wonach Bewertungsfehler nicht nur der begrenzten Rationalität der Bewerter entstammen, sondern auch einem Mangel an Anreizen, Ideen sorgfältig zu bewerten. Wie stark die Anreize der Bewerter sind, hängt von den Organisationsstrukturen ab, in die sie eingebettet sind. Sind diese Anreize gering oder gar nicht vorhanden, greifen Bewerter auf mentale Abkürzungen zurück; in der Konsequenz sind die Bewertungen unpräzise oder verzerrt. Der Antrag umfasst drei Projekte. Projekt 1 untersucht die relative Bedeutung von Ideengenerierung und Ideenbewertung für die Innovationsleistung von Organisationen. Es ist damit zentral für die gesamte Forschung im Bereich der Ideenbewertung und legt den Grundstein für Projekte 2 und 3, die die Ideenbewertung und die Anreize der Bewerter vertiefen. In Projekt 2 wird untersucht, wie die Sorgfalt der Bewerter bei der Beurteilung von Ideen von der Anzahl der beteiligten Ideenbewerter abhängt und welche Kontingenzen zu beobachten sind. In Projekt 3 wird erforscht, wie der Aufwand der mit der Bewertung beauftragten Experten/innen von ihrer lateralen Distanz zum/r beauftragenden Manager(in) abhängt. Wiederum sollen Kontingenzfaktoren untersucht werden, die der vermuteten negativen Wirkung lateraler Distanz entgegenwirken können. Dieser Antrag mit seinem Fokus auf die gegebenen Anreizstrukturen ist wegweisend für eine neue, komplementäre Forschungsrichtung im Bereich der Bewertung innovativer Ideen. Er verfolgt das Ziel, unser Verständnis für die Grenzen der effektiven Bewertung innovativer Ideen zu vertiefen, aber vor allem auch neue Ansatzpunkte für ihre Überwindung aufzuzeigen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen