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Identifizierung der metallischen Komponenten in den Tinten der ungeöffneten herkulanensischen Papyrusrol-len mittels Röntgenfluoreszenzanalyse.

Fachliche Zuordnung Griechische und Lateinische Philologie
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Analytische Chemie
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 523631590
 
Die Papyri von Herculaneum sind die einzige in ihrer ursprünglichen Umgebung gefundene Bibliothek der Antike und die bedeutendste Sammlung epikureischen Schrifttums. Ihre bislang entzifferten Texte sind eine Quelle höchster Relevanz für nahezu jeden Bereich der griechischen Literatur der archaischen bis zur hellenistischen Epoche. Infolge verschiedenster Versuche, die verkohlten Rollen zwecks Lektüre zu öffnen, sind viele von ihnen in Stücke zerschnitten oder zerbrochen. Ungefähr 500 Buchrollen sind teils oder ganz ungeöffnet. Ihre Öffnung wird mittlerweile nicht mehr versucht, da man erwartet, dass sie künftig mit nichtinvasiven Methoden lesbar gemacht werden können. Mithilfe von X-ray phase contrast imaging im ERSF in Grenoble erkannte kurze Sequenzen verschwommener Buchstaben wurden 2015 publiziert. Nun stellt sich die Herausforderung, die Schriftformen schärfer sichtbar zu machen und die gestauchten Buchrollen virtuell zu entrollen. Virtuelle Aufwindung ist bereits Brent Seales’ Arbeitgruppe an der Computertomographie einer verkohlten hebräischen Rolle mit metallhaltiger Tinte gelungen. Doch weist die Schrift der herkulanensischen Papyri keinen derart starken Metallgehalt auf, und der Transport so vieler zerbrechlicher Rollen zu einem Synchrotron ist unrealistisch. Dringend nötig sind zusätzliche Kriterien, mit denen die Tintenspuren in herkulanensischen Papyrus identifiziert und erkennbar gemacht werden können und die eine Analyse der Papyri vor Ort in der Nationalbibliothek in Neapel erlauben würden. Das beantragte dreijährige Projekt greift die Entdeckung von Blei in der Tinte mehrerer herkulanensischer Papyri und eine 2020 erschienene Voruntersuchung der Tinte von nahezu 40 Papyri mit einem tragbaren XRF-Spektrometer auf, die verschiedene Metalle in unterschiedlichen Mengen und Proportionen nachwies. Geplant ist, erstmalig systematisch die Tinten von ungefähr 500 ungeöffneten herkulanensischen Papyrusrollen mit einem in der Nationalbibliothek von Neapel einzurichtenden kombinierten NIR & XRF Imaging Spectrometer (IRIS) zu analysieren. Bei denjenigen Papyri, die metallische Elemente in höherer Konzentration aufweisen, könnte künftig anstelle von Synchrotronstrahlung Computertomographie in der Nationalbibliothek selbst verwendet werden. Die Untersuchung hat für sich genommen außerordentliche Bedeutung. Denn einzig und allein die herkulanensischen Papyri erlauben, das Vorkommen von Metallen in Tinten einer so hohen Zahl von ein und derselben Bibliothek angehörigen Papyri zu untersuchen, deren gemeinsamer terminus ante quem der Vesuvausbruch von 79 n.Chr. ist und die größtenteils in Italien, zum anderen in Griechenland beschriften wurden. Nur sie bieten die Gelegenheit, das Vorkommen von Metallen in diesen in Italien und Griechenland benutzten Tinten mit demjenigen der übrigen antiken Papyri zu vergleichen, die größtenteils in Ägypten und (in viel geringerer Anzahl) im Vorderen Orient gefunden wurden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Italien
Großgeräte Röntgenfluoreszenz- und Reflextionsspektrometer
Gerätegruppe 4030 Röntgenfluoreszenz-Spektrometer
Kooperationspartner Dr. Vito Mocella
 
 

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