Kognitive Verhaltenstherapie versus stützende Gespräche in der Rezidivprophylaxe bei manisch-depressiven Störungen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Wenn es um die Behandlung bipolarer Störungen geht, wurde lange Zeit die Rolle psychologischer Interventionen betont, aber erst in letzter Zeit wird verstärkt untersucht, ob Psychotherapie bei bipolaren Stömngen hilft, Rezidive zu verhindern. In Tübingen wurde bislang weltweit die erste und bislang einzige Studie umgesetzt, die unter kontrollierten Bedingungen prüft, ob kognitive Verhaltenstherapie (KVT) - als Ergänzung zur medikamentösen Behandlung - einer Clinical Management Bedingung mit stützenden Gesprächen (supportive Therapie [ST]) überlegen ist. Das Besondere ist, dass die ST in gleicher Häufigkeit und Intensität stattfand wie die KVT, um unspezifische psychotherapeutische Effekte wie Unterstützung, Aufmerksamkeit und Information zu kontrollieren und ebenfalls Psychoedukation und Selbstmonitoring (z.B. Stimmung, Schlaf) beinhaltete. Nur 11 der 76 randomosierten Patienten brachen vorzeitig die Therapie ab. Einerseits zeigten sich in vielen Parametern wie z.B. Symptomatik oder Kontrollüberzeugungen positive Veränderungen über die Zeit, aber die beiden Therapiebedingungen zeigten keine differentiellen Effekte. Etwa 50 % der Patienten berichteten ein Rezidiv in dem Jahr nach Abschluss der Therapie, was anderen Therapie Studien entspricht, aber KVT und ST unterschieden sich nicht in der Rezidivrate. Wenn man die Ergebnisse auch im Zusammenhang mit den anderen Studien bewertet, die in den letzten Jahren publiziert wurden, so lässt sich zusammenfassend sagen, dass psychologische Interventionen generell positive Effekte auf die Symptomatik und das Befinden bipolarer Patienten haben, aber wir wissen nach wie vor nicht, was die wirksamen Bestandteile der verschiedenen Therapieansätze sind und inwieweit fur verschiedene Subgruppen bipolaren Patienten differentielie Effekte in Abhängigkeit von der Art der Therapie auftreten.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Hautzinger, M. & Meyer, T.D. (2007). Psychotherapie bei bipolaren affektiven Störungen - Ein systematischer Überblick kontrollierter Interventionsstudien. Nervenarzt^ 78, 1248-1260.
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Hautzinger, M. & Meyer, T.D. (2007). Psychotherapie bei bipolaren affektiven Störungen. In O. Eimer (Hrsg.). Psychotherapie affektiver Störungen - Brennpunkte und Perspektiven (S. 9- 12). Tübingen: DGVT Verlag.
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Meyer, T.D. & Hautzinger, M. (2000), Psychotherapie bei bipolaren affektiven Störungen - Ein Überblick über den Stand der Forschung. Verhaltenstherapie, 10, 177-185.
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Meyer, T.D. & Hautzinger, M. (2002). Kognitive Verhaltenstherapie als Ergänzung der medikamentösen Behandlung manisch-depressiver Störungen - Wie sieht die Empirie aus? Nervenarzt, 73, 620-628.
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Meyer, T.D. & Hautzinger, M. (2004). Manisch depressive Störungen - Kognitive Verhaltenstherapie zur Rückfailprophylaxe. Weinheim: Beltz.
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Meyer, T.D. & Hautzinger, M. (2007). Psychotherapie und Psychoedukation. In DGBS (Hrsg.). Weissbuch Bipolare Störungen in Deutschland. Norderstedt: Books on Demand GmbH.
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Meyer, T.D. (2004). Bipolar affektive Störungen (S. 429-437). In M. Linden & M. Hautzinger (Hrsg.). Verhaltenstherapiemanual (5. Aufl.). Heidelberg: Springer Verlag.
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Meyer, T.D. (2005). Manisch-depressiv? Was Betroffene und Angehörige wissen sollten. Weinheim: Beltz.
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Meyer, T.D. (2005). Psychoedukation und Seibstmanagement bei bipolar affektiven Störungen (Kapitel 8). In B. Behrendt & A. Schaub (Hrsg.). Psychoedukation und Seibstmanagement. Verhaliemtherapeutische Ansätze zur KrankheitsbewäUigungfür die klinische Praxis (S. 209-246). Tübingen: DGVT Verlag.
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Meyer, T.D. (2008). Manie und bipolare Störungen. In G. Lauth, F. Linderkamp, S. Schneider, & U. Brack (Hrsg.). Verhaltenstherapie mit Kindern und Jugendlichen (2. Auflage) Kapitel 44 (S. 533- 546). Weinheim: Beltz Verlag.