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Der Einfluss von Kindesmisshandlung auf die neuronalen und endokrinologischen Determinanten mütterlicher Fürsorge

Fachliche Zuordnung Biologische Psychiatrie
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 522461514
 
Kindesmisshandlung (CM) ist ein verbreiteter Belastungsfaktor mit kurz- und langfristigen negativen Konsequenzen für die betroffene Person. Zunehmend zeigt sich, dass die Schäden nicht auf die misshandelte Person beschränkt sind, sondern sich auch auf die nächste Generation erstrecken. Kinder von betroffenen Müttern tragen ein höheres Risiko für körperliche und psychische Erkrankungen. Erschwerte Entwicklungsbedingungen bei Kindern von CM-betroffenen Müttern, darunter problematisches mütterliches Verhalten, werden als wichtiger Pfad der intergenerationalen Transmission angenommen. Bei von CM betroffenen Müttern ist das Risiko für problematisches Elternverhalten erhöht, was einen Risikofaktor für spätere körperliche und psychische Probleme des Kindes darstellt. Um sensitives Elternverhalten zeigen zu können, müssen Mütter die Signale ihres Kindes verstehen und angemessen darauf reagieren können. Empathie (das Teilen der Gefühle Anderer) und Theory of Mind (ToM, das Erfassen der mentalen Zustände Anderer) werden daher als Voraussetzungen für mütterliche Sensitivität verstanden. Endokrine Veränderungen während der Schwangerschaft formen mütterliches Verhalten. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang Östrogen, welches schwangerschaftsbezogene neuronale Veränderungen im mütterlichen Gehirn beeinflusst. Im Tiermodell wurde gezeigt, dass frühe Stresserfahrungen die Östrogensensitivität senken. Falls auch bei menschlichen Müttern mit CM die Östrogensensitivität reduziert ist, was in der vorliegenden Studie untersucht werden soll, so könnten diese verringerte Östrogensensitivität die schwangerschaftsbedingten Veränderungen in Empathie und ToM beeinträchtigen, die für sensitives mütterliches Verhalten wichtig sind. Um die CM-bezogenen biologischen Prozesse in der Schwangerschaft zu untersuchen, die den Veränderungen in Empathie und ToM und in der Folge auch sensitivem mütterlichem Verhalten zu Grunde liegen, werden wir in diesem Projekt folgenden Fragen nachgehen: 1. Hängt der Schweregrad von mütterlichem CM mit neuronalen und behavioralen Korrelaten von Empathie und ToM zusammen, und mediiert dieser Zusammenhang den Einfluss von mütterlichem CM auf Sensitivität? 2. Können CM-assoziierte Veränderungen in Östrogensensitivität während der Schwangerschaft Varianz in Empathie und ToM (auf neuronaler und behavioraler Ebene) aufklären? 3. Welche endokrinen und neuronalen Muster und welche klinischen Profile gehen mit Vulnerabilität oder Resilienz gegenüber insensitivem mütterlichen Verhalten einher? Mit diesem Projekt streben wir nach einer langfristigen Verbesserung der öffentlichen Gesundheitsversorgung von Frauen mit CM und deren Kindern. Indem wir Vulnerabilitäts- und Resilienzfaktoren identifizieren, tragen wir zur Entwicklung von Interventionen und Präventionsprogrammen bei. Diese sollen Frauen mit CM dabei helfen, den schädlichen Effekten ihrer Missbrauchserfahrungen auf ihr eigenes Elternverhalten entgegenzuwirken.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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