Edition der Tagebücher (1805-1830) von Samuel Thomas Soemmerring (1755-1830)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Für die Wissenschaftsgeschichte sind auch Tagebücher eine wichtige, allerdings seltene Quelle. Daher schien es lohnend, die Tagebücher des prominenten Anatomen und Naturforschers Samuel Thomas Soemmerring (1755-1830), die von 1804/05-1830 erhalten sind, durch eine kommentierte Edition zu erschließen. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Jahre In München (bis 1819), wo Soemmerring als Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften seine Forschungen über die Medizin hinaus auf Physik, Chemie und Paläoontologie ausdehnte. Seine stichwortartigen, nicht reflektierenden Aufzeichnungen geben detaillierte Aufschlüsse in verschiedener Hinsicht: Aus ihnen lässt sich die wissenschaftliche Arbeit "von Tag zu Tag" verfolgen, aber auch das gelehrte "Netzwerk" rekonstruieren, das Soemmerring brieflich und durch Austausch mit Besuchern unterhielt, und ebenso sein rund 300 Personen aus allen Schichten umfassender Münchner Bekanntenkreis. Soemmerring erweist sich als Vertreter eines spätaufklärerischen, deskriptiv-positivistischen Wissenschaftsverständnisses, der nicht deduktiv von einem zuvor entworfenen Konzept ausgeht, sondern eher unsystematisch arbeitet, sich auch vom Zufall leiten lässt und im Einzelfall wissenschaftspolitischen "Vorgaben" folgt. Während das Bild von Medizin und Naturwissenschaft in dieser Zeit bisher oft einseitig von den Einflüssen der "romantischen Naturphilosophie" geprägt ist, zeigen Soemmerrings Tagebüchern eindrucksvoll die Zweige und der Umfang der davon unabhängigen Forschungsrichtung. Darüber hinaus sind die Tagebücher eine erstrangige Quelle für die allgemeine politische Geschichte und für den weit über Bayern hinauswirkenden "Münchner Akademiestreit" von 1809-11, der mit dem Konflikt zwischen dem altbayerisch-katholischen und dem "norddeutsch"-protestantischen Lager ein früher "Kulturkampf' war, Symptom der Modernisierungskrise in Bayern unter der Regierung Montgelas. Der ursprüngliche Plan, alle Soemmerring-Tagebücher zu edieren, ließ sich nicht verwirklichen. Zum einen nahm die Transkription der oft schwer lesbaren Notizen erheblich mehr Zeit in Anspruch als veranschlagt, zum ändern erforderte die Kommentierung (trotz knappster Dimensionierung) wegen der großen Vielfalt und Dichte der Eintragungen weit mehr Recherchen, als vorausgesehen werden konnte.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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"Moguntia Aurea hielt mich gefesselt". Die Mainzer Jahre des Anatomen Soemmerring. In: Mainz. Vierteljahrshefte für Kultur, Politik, Wirtschaft, Geschichte 25 (2005), S. 102- 111.
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Dumont, Franz: Christus als Apoll. Zur Rezeption der Antike im Mainz des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. In: Das Spiel mit der Antike. Zwischen Antikensehnsucht und Alltagsrealität. Festschrift zum 85. Geburtstag von Rupprecht Düll. Hrsg. Von Siegrid Düll, Otto Neumaier und Gerhard Zecha. Möhnesee 2000 [2001], S. 234-257.
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Dumont, Franz: Samuel Thomas Soemmerring (1755-1830). In: Enzyklopädie Medizingeschichte. Hrsg. von W. E. Gerabek u. a. Berlin 2005, S. 1341.
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Dumont, Franz: Soemmerring, Samuel Thomas (von). In: �rzte Lexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. Hrsg. von W. U. Eckart und C. Gradmann. 2. Aufl. Berlin u. a. 2000, S. 293-295; 3. Aufl., ebd. 2006, S. 305-307.
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Dumont, Franz:'Teutschlands Hippokrates". Der Anatom Samuel Thomas Soemmerring in seinen Mainzer Jahren (1784-1792/97). In: Moguntia Medica. Das medizinische Mainz. Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Hrsg. von F. Dumont u. a. Wiesbaden 2002, S. 55-64.
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Humaine ou barbare? Le role du Magasin encyclopedique dans la controverse des medecins francais et allemands autour de la guillotine. In: Aubin-Louis Millin et rAllemagne. Le Magasin encyclopedique - Les lettres ä Karl August Böttiger. Hildesheim u. a. 2005, S. 123-146.