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Hethitisches Wörterbuch (Nachlaß Prof. Dr. Annelies Kammenhuber). Weiterbearbeitung von Band III, Lieferung 15 an

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 1983 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5194564
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das in mesopotamischer Keilschrift überlieferte Hethitische, die Hauptsprache Anatoliens ca. 1700-1200 v.d.Z., verdient besonderes Interesse als die älteste indoeuropäische Corpussprache mit vielseitigen Quellen, die einmalige Einblicke in Geschichte und Kultur Altanatoliens bieten. Der Wortschatz bildet den zentralen Schlüssel, wobei Wortbedeutungen aufgrund etymologischer Vergleiche, aufgrund von akkadisch-hethitischen Bilinguen und Wortlisten sowie vor allem durch die Semantik der Kontexte erschlossen und nachfolgend präzisiert werden. 1972 begann Annelies Kammenhuber (LMU München) das als Großwörterbuch angelegte Hethitische Wörterbuch, zweite Auflage (HW 2) und schloss so an die Tradition des knappen Hethitischen Wörterbuchs (1952–54) von Johannes Friedrich an (Band I: A, 1975–1984; II: E 1988). Das 1975 initiierte Hittite Dictionary of the Oriental Institute of the University of Chicago begann seine Publikation mit dem Buchstaben L und steht derzeit bei S (1980-2019); HW 2 hat dementsprechend die Buchstaben A bis K zu behandeln. Kammenhuber hatte einen gewaltigen Zettelkasten des hethitischen Wortschatzes angelegt, der ebenso wie die Bearbeitungen hethitischer Texte und die Sammlung an Sekundärliteratur bis 2018 stets auf aktuellem Forschungsstand gehalten wurde. Nach Kammenhuber († 1995) betreute der Assyriologe D. O. Edzard (LMU München, († 2004) das Projekt seit 1997, weitergeführt wurde es von Ingeborg Hoffmann (Band III: Ḫ/1, Lfg. 13-16, 1998-2004). 2004 übernahm Walther Sallaberger (LMU) die Leitung, und in den folgenden Jahren erfolgten wesentliche Kursänderungen, die sich ab Band III/2 (2010) auswirkten. Seit 2006 wird HW 2 gemeinschaftlich von Paola Cotticelli-Kurras (Verona), Albertine Hagenbuchner-Dresel, Joost Hazenbos (jetzt Berlin) und Sallaberger, zunächst auch Hoffmann (bis 2011 †) und teilweise Federico Giusfredi (2010-2014, jetzt Verona) ediert. Einer Person oblag dabei der gesamte Prozess von der Sichtung der Lemmata bis zum Druck, so dass zwei, drei Lieferungen parallel entstehen konnten. Zu jedem Stichwort gibt HW 2 alle belegten Formen und Schreibungen an; dieses nach Epochen gegliederte Paradigma bietet einen sprachhistorisch wichtigen Befund, der den anderer Wörterbücher ergänzt und korrigiert. Die semantische Behandlung erfolgt wesentlich aufgrund der Konstruktion und von Kollokationen (etwa Objekte bei Verben, Attribute bei Substantiven). Hier fließen auch die Ergebnisse von Sekundärliteratur und Editionen mit ein; durch das kritische Sichten ergeben sich praktisch bei jedem Lemma semantische Neubestimmungen und Präzisierungen. HW2 bietet zudem einen Überblick zur Etymologie eines Worts, seit 2010 kooperiert dabei Alwin Kloekhorst (Leiden). Bibliografische Verweise tragen dem Forschungsstand Rechnung und erleichtern die Weiterarbeit. Ab 2005 bezogen wir interessierte Hethitolog*innen aus aller Welt ein, die Lemma-Entwürfe lieferten. Die Wörterbucharbeit bedingt ein aufwändiges Gegenlesen und Korrigieren durch mehrere Personen in mehreren Durchgängen, einmal vorgegebene formale Leitlinien sollten zudem nicht mehr signifikant verändert werden. Das Material vermehrte sich dabei signifikant: 100 Bände von Autografien hethitischer Texte waren es 1997, aber 25 mehr 2016; die zitierte Sekundärliteratur wuchs noch stärker an. Dank der zuverlässigen Unterstützung durch die DFG konnten in 23 Lieferungen die Bände III/1: Ḫ/1 (bis Lfg. 17, 2007), III/2: Ḫ/2 (2010–12), IV: I (2014–17) und der wesentliche Teil von V: K (Lfg. 26–29, 2017–21) abgeschlossen werden; die beiden letzten Lieferungen 30 und 31/32 werden nach den Vorarbeiten noch in Eigenregie erarbeitet. Aktuell (2021) werden die lexikalischen Sammlungen und Umschriften des Projekts digitalisiert, um das Arbeitsarchiv über die Universitätsbibliothek der LMU allgemein zugänglich zu machen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Englische Übersetzungen von Textstellen aus den Mannestaten Šuppiluliumas I. und der historischen Einleitung des Šuppiluliuma-Šattiwaza-Vertrags, in: M. Chavalas (Hrsg.), The Ancient Near East: Historical sources in translation (2006) 235-239, 241-244
    J. Hazenbos
  • Stichwort: Prinz, Prinzessin, B. Bei den Hethitern, Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie Bd. 11 (2006) S. 2b-4a
    A. Hagenbuchner-Dresel
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/9783110210538)
  • Der Mensch denkt, Gott lenkt: Betrachtungen zum hethitischen Orakelpersonal, in: C. Wilcke (Hrsg.), Das geistige Erfassen der Welt im Alten Orient: Beiträge zu Sprache, Religion, Kultur und Gesellschaft (2007) 95-109
    J. Hazenbos
  • Verschlußsysteme bei den Hethitern, in: Dresdner Beiträge zur Hethitologie 25 (2007) 353-365
    A. Hagenbuchner-Dresel
  • Fluch (hurtai-) und Verfluchungen (hu(wa)rt-) in der hethitischen Gesellschaft, in: Festschrift für Gernot Wilhelm anläßlich seines 65. Geburtstages. Dresden 2010, S. 155-174
    A. Hagenbuchner-Dresel
  • Segens- und Fluchformeln. B. Bei den Hethitern, Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie Bd. 12 (2010) 348-350
    A. Hagenbuchner-Dresel
  • Sources for a Socio-Economic History of the Neo-Hittite States. THeth. 28. Heidelberg 2010
    F. Giusfredi
  • Appunti di critica delle varianti degli Annali bilingui di Hattusili I, Rivista degli Studi Orientali 2012
    F. Giusfredi
  • Ein philologisches Großwörterbuch der altanatolischen Hauptsprache, Akademie Aktuell 01-2012, 23–25
    F. Giusfredi/W. Sallaberger
  • Hethitisches Wörterbuch. Zweite, völlig neubearbeitete Auflage auf der Grundlage der editierten hethitischen Texte. Heidelberg: Universitätsverlag Winter
    J. Hazenbos mit P. Cotticelli-Kurras, A. Hagenbuchner-Dresel, I. Hoffmann, W. Sallaberger et al.
  • Web-Resources for Hittitology, Bibliotheca Orientalis 71 (2014) 358-261
    F. Giusfredi
    (Siehe online unter https://doi.org/10.2143/BIOR.71.3.3062116)
  • “Like an iron peg I have struck the words to the gods …”. A Hittite Invocation for Overturning Slander, in: Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie 105 (2015) 198-214
    C. Steitler
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/za-2015-0016)
  • Diplomazia e propaganda in epoca imperiale ittita. Forma e prassi, Dresdner Beiträge zur Hethitologie 48. Wiesbaden 2016
    Marta Pallavidini
    (Siehe online unter https://doi.org/10.2307/j.ctvc5pgd8)
  • Kleine Anmerkungen zur Verwendung von Zornbegriffen in Orakeln bzw. Orakelanfragen, in: Anatolica et Indogermanica: Studia Linguistica in honorem Johannis Tischler septuagenarii dedicata. Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft 155. Innsbruck 2016, S. 99-108
    A. Hagenbuchner-Dresel
  • The Solar Deities of Bronze Age Anatolia. Studies in Texts of the Early Hittite Kingdom. Studien zu den Bogazköy-Texten 62. Wiesbaden 2017
    Charles Steitler
  • Totenkult und Ahnenverehrung im hethitischen Anatolien: Vorstellungen, Rituale und Institutionen. Texte der Hethiter. Heidelberg 2021
    Chiara Cognetti
 
 

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