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Potenziale und Probleme einer theologischen Grundlage von Toleranz
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Hartmut Rosenau; Kinga Zeller, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 493131063
Toleranz entwickelt sich im Kontext und unter den Voraussetzungen bestimmter religiöser, philosophischer oder weltanschaulicher Überzeugungen. Allerdings sind diese Voraussetzungen in concreto oft entscheidende Gründe für Ablehnung Andersdenkender oder Andersglaubender. Für religiöse Überzeugungen gilt das, insofern ihre Anhänger*innen den Anspruch einer absoluten Wahrheit vertreten und damit verbunden die Lebensweise und Geisteshaltung anders- oder nicht-gläubiger Menschen ablehnen. Religionen, so der Eindruck, stünden dadurch einem friedlichen Miteinander eher im Wege, als dass sie als Beförderer von Toleranz wahrgenommen würden. Dass dem nicht so sein muss, soll bezüglich des protestantisch-christlichen Glauben in diesem Projekt ausgearbeitet werden. Das Hauptziel ist, in kritisch-konstruktiver Auseinandersetzung mit dem Leitmodell der Forschungsgruppe eine konsistente und kohärente theologische Toleranztheorie zu entwickeln, die mit einem säkularen Kontext verbunden werden kann. Das Leitmodell stützt die These, dass religiöse Toleranz nicht nur durch das Aufzeigen einer Schnittmenge ähnlicher Glaubensinhalte und / oder ethischer Werte erreicht werden kann, sondern es vielmehr darauf ankommt, Ablehnung relativierende und Respekt generierende Bezugspunkte innerhalb der jeweiligen Religion zu benennen, sodass Toleranz als „durch Respekt gezähmte Ablehnung“ (B. Simon) beschrieben und gestaltet werden kann. Es kann mithin gezeigt werden, dass die für Toleranz notwendige Selbstrelativierung aus dem Selbstverständnis der Glaubenden im Kontext ihres (hier: evangelisch-christlichen) Wirklichkeitsverständnisses selbst kommen muss, sodass dort nach entsprechenden Motiven zu suchen ist, um ein Toleranzpotenzial zur „Zähmung“ der Ablehnung durch Respekt zu entwickeln. Zu diesen Motiven gehören für den evangelisch-christlichen Glauben in dogmatischer Hinsicht vor allem die Wahrnehmung der Unverfügbarkeit des eigenen Glaubenkönnens und in ethischer Hinsicht die zentrale Stellung des Gebotes der Nächsten-, Fremden- und Feindesliebe. Deren Leistungsfähigkeit soll in Verbindung mit dem Leitmodell der Forschungsgruppe untersucht werden. Konkret geht Hartmut Rosenau der dogmatisch-erkenntnistheoretischen Leitfrage nach, ob und inwiefern sich innerhalb des evangelisch-christlichen Glaubens Potenziale für Toleranz erschließen lassen, wie diese ggf. bestimmt sind und auch, ob und inwiefern sich Grenzen der Toleranz definieren lassen. Kinga Zeller untersucht die ethische Leitfrage, wie sich das Liebesgebot in seinen verschiedenen Fassungen zum Leitmodell der Forschungsgruppe verhält und welche Gewinne sowie Herausforderungen sich aus entsprechenden Vermittlungsversuchen ergeben. Die Ergebnisse der dogmatischen und erkenntnistheoretischen sowie ethischen Untersuchungen zur Toleranz ordnen die beiden PIs anschließend in ihren Auswirkungen auf ein umfassendes Modell christlicher Ethik einerseits sowie auf material-dogmatische Fragen andererseits ein.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Teilprojekt zu
FOR 5472:
Die Schwierigkeit und Möglichkeit von Toleranz: Die vielfältigen Herausforderungen des Konzepts und der Praxis von Toleranz
Internationaler Bezug
Niederlande