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Zur Verhaltenskomplexität der Träger des Châtelperronien: eine Reevaluation von Fundstellenintegrität und menschlichen Überresten
Antragstellerinnen / Antragsteller
Dr. Samantha Brown; Professor Dr. Harald Floss; Professorin Dr. Katerina Harvati-Papatheodorou
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 515578583
Die Kapazität der Neandertaler zu komplexem Verhalten ist im Vergleich zu denen der frühen modernen Menschen Gegenstand heftiger Debatten. Das Châtelperronien, einer der jüngsten Technokomplexe, von welchem historisch angenommen wird, dass er von europäischen Neandertalern stammt, ist in seiner lithischen Industrie hoch entwickelt und enthält auch Elemente von Schmuck. Dennoch bleibt die Assoziation des Châtelperronien mit dem Neandertaler umstritten, ebenso wie die generelle Frage, inwieweit so genannte Übergangstechnokomplexe vom Mittel- zum Jungpaläolithikum in Europa (~50-30 ka) aufgrund der hohen anatomischen und verhaltensmäßigen Variabilität in diesem Zeitrahmen mit einer einzigen biologischen Spezies in Verbindung gebracht werden können. Dieses Thema berührt direkt Fragen nach unabhängigen kulturellen Innovationen bei den beteiligten Menschenformen, nach möglichen Interaktionen zwischen Neandertalern und modernen Menschen und nach der Frage, ob Neandertaler in bestimmten räumlichen und ökologischen Kontexten zu komplexen Verhaltensweisen fähig gewesen sein könnten. Das übergreifende Ziel dieses Projekts ist es, diese Fragen durch gemeinsame archäologische, paläoanthropologische und paläoproteomische Arbeiten zu untersuchen. Um verschiedene Hypothesen über die biokulturelle Vielfalt und die Zusammenhänge im spätpleistozänen Europa zu testen, werden wir die Inventare, stratigraphischen Kontexte und menschlichen Überreste aus der Fundstelle Germolles in Burgund neu bewerten, um die Urheber dieser kulturellen Einheit zu identifizieren. Wir werden auch eine paläoproteomische Untersuchung der großen Ansammlung von Knochenfragmenten in dieser Fundstelle mit Hilfe von „Zooarchaeology by Mass Spectrometry“ (ZooMS) durchführen, um neue menschliche Überreste dieser Fundstelle zu identifizieren. Zukünftige Arbeiten können den räumlichen und zeitlichen Umfang dieses Ansatzes mit zusätzlichen Methoden auf weitere Technokomplexe in Europa ausweiten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen