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Der Prager Frieden von 1635 als Argument - gescheiterter Frieden oder Referenzfrieden auf dem Westfälischen Friedenskongress?

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 514219145
 
Die Historische Friedensforschung der Frühen Neuzeit hat sich bisher vor allem mit dem Westfälischen Frieden auseinandergesetzt und diesen zentralen Friedensschluss in der Regel als eigenständiges und in sich geschlossenes Geschehen betrachtet. Nur selten wurden Bezüge zu anderen Friedensschlüssen hergestellt. Erst in jüngster Zeit hob die Forschung seine Bedeutung als Referenzfrieden für spätere Friedensschlüsse hervor, ohne ihn jedoch in eine ältere Kontinuitätslinien einzuordnen. Das Projekt setzt an diesem Punkt an und will Wissensbestände vom Frieden, den Friedensreferenzen, mit der Praxis von Friedensprozessen verknüpfen. Die erkenntnisleitenden Fragen lauten dabei: Welche Rolle spielen solche Wissensbestände für Praktiken des Verhandelns? Auf welches Friedenswissen greifen die beteiligten Akteure zurück? Wie übersetzt sich dieses in praktische Handlungsoptionen? Inwiefern kann Friedenswissen friedensförderlich, aber auch friedenshemmend wirken? Welche Rolle spielt dabei das vorgängige, tradierte Friedenswissen, sprich die gemachten Erfahrungen und das kollektive Gedächtnis von Akteuren? In den Fokus rückt dabei der Prager Frieden von 1635, der dem Westfälischen Frieden unmittelbar vorausging und aus heutiger Forschungsperspektive als gescheiterter Frieden angesehen wird, während der Westfälische Frieden selbst als Erfolgsmodell gilt. Das Projekt fragt danach, welche Rolle das Wissen der Akteure des Westfälischen Friedenskongresses vom Prager Frieden und seinen spezifischen Regelungen bei den Verhandlungen in Münster und Osnabrück spielte. Es stellt sich vor allem die Frage, ob der Prager Frieden nicht sogar wichtige Voraussetzung für das Gelingen des Westfälischen Friedens war. Damit wird auch die Zuschreibung des Prager Friedens als gescheiterter Frieden hinterfragt. Dabei kommt der Kommunikation der Akteure und ihren Argumentationsstrategien eine wichtige Rolle zu. Das Reden über und das Argumentieren mit dem Prager Frieden auf dem Westfälischen Friedenskongress stehen deshalb im Zentrum des Projekts. Insbesondere werden Kursachsen und die kaiserliche Seite in den Blick genommen, die als Hauptvertragspartner des Prager Friedens sicher am längsten am Prager Frieden festhalten mussten, diesen aber nicht als Argument während der Verhandlungen auf dem Westfälischen Friedenskongress hätten einsetzen können, wenn er tatsächlich als gescheitert galt. Insofern spricht gerade die Analyse ihrer Verhandlungsstrategien und Argumentationsmuster dafür, die Bedeutung des Prager Friedens als Argument nach 1635 und speziell auf dem Westfälischen Friedenskongress zu untersuchen. Das Projekt leistet sowohl einen Beitrag zur Historischen Friedensforschung der Frühen Neuzeit als auch zur Auseinandersetzung mit dem Themenfeld „Scheitern“, indem es das Friedenswissen der Akteure in den Blick nimmt und heutige Zuschreibungen des Scheiterns aus zeitgenössischer Perspektive hinterfragt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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