Ausgestaltung zwischenbetrieblicher Koordinationsmechanismen und ihre Implikationen für den Kooperationserfolg - empirische und simulationsgestützte Analysen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Mittel- bis langfristige Austauschbeziehungen zwischen unabhängigen Unternehmen, wie z.B. strategische Allianzen und Franchisenetzwerke, gewinnen sowohl in der betrieblichen Praxis als auch in der akademischen Auseinandersetzung an Bedeutung. Aus organisationstheoretischer Perspektive haben sich die Autoren der Frage nach der Koordinationsgestaltung zwischen Kooperationsparteien und möglichen Konsequenzen für den Erfolg der Zusammenarbeit gewidmet. Die Abweichung von theoretisch optimalen Koordinationsstrukturen - wie bezüglich der Entscheidungsrechtszuordnung im Speziellen und der Vertragsgestaltung im Allgemeinen - könnte mit substantiellen Kosten und verringerten Überlebenswahrscheinlichkeiten hybrider Steuerungsformen einhergehen. Zum einen konnte der spärliche Kenntnisstand hinsichtlich des Zusammenhangs von zwischenbetrieblicher Organisationsstruktur, d.h. des Zentralisierungsgrads bei der Verteilung von Entscheidungsrechten, und Kooperationsperformance über fundierte empirische Analysen erweitert werden. Mit den Faktoren (a) Verteilung spezifischer Wissensressourcen und (b) Anreizsetzungsstrukturen wurden zwei Kernkonzepte der Literatur aufgegriffen. Die Studie gibt Hinweise auf latente Effizienzpotenziale im deutschen Franchisewesen und deutet weiters auf die Notwendigkeit hin, den Nutzen der Standardisierung sorgfältig mit den Vorteilen der lokalen Marktadaptierung abzuwägen. Es ist zu berücksichtigen, dass die Abgabe von Entscheidungsrechten an lokale Partner mögliche Verhaltensrisiken für den Franchisegeber im Sinne einer Gefährdung des einheitlichen Marktauftritts und des Werts der Franchisemarke durch eigennützige Franchisenehmer impliziert. Zum anderen sollte das Forschungsprojekt mittels mathematischer Modellierung der Thematik evolutorischer Lern- und Anpassungsprozesse nachgehen, indem untersucht wurde, wie Veränderungen von Vertragsregelungen erfolgen. Mit den Faktoren (a) Anpassungskosten und (b) begrenzte Rationalitat wurden zwei Kernkonzepte der Literatur aufgegriffen, die Lern- und Adaptionsprozesse bei der Vertragsgestaltung beeinflussen. Die Simulationsergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Vertragskomplexität, da diese entscheidend die Auswirkungen von begrenzter Rationalität und Anpassungskosten auf den Adaptionsprozess moderiert. So wird aufgezeigt, dass bei einfach strukturierten Verträgen die Adaption von vertraglichen Lösungen überwiegend durch Anpassungskosten verhindert wird. Im Falle komplexer Verträge wird dagegen die Adaption vornehmlich durch begrenzte Rationalität gehemmt. Ferner stellen die Simulationen heraus, dass der Lernprozess schneller als die Selektion stattfindet und somit Vertragsformen generiert, die erst die Grundlage für den Selektionsmechanismus bilden. Das Forschungsprojekt zielte darauf ab, Erfolgspotenziale in der Kooperations- und Vertragsgestaltung zwischen wirtschaftlichen Einheiten aufzudecken und gibt wichtige Hinweise in Bezug auf die Implementierung von Vertragsanpassungen mit dem Ziel der Etablierung effizienter Vertragsregime. Die Ergebnisse beider Teilprojekte sind bzw. werden in entsprechenden Fachzeitschriften veröffentlicht und können so in die betriebswirtschaftliche Praxis Eingang finden.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Ehrmann, T./Dormann, J. (2008): Inter-Organisationale Ausgestaltung der Entscheidungszentralisierung und produktive Effizienz: Eine empirische Analyse am Beispiel des Franchising, in: zfbf, Jahrgang 60, Juni 2008.