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Die Verwendung bronzezeitlicher Schwerter in Mitteleuropa
Antragsteller
Professor Dr. Lorenz Rahmstorf, seit 3/2023
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 510734851
Bronzeschwerter sind die wohl markanteste Objektgruppe der Bronzezeit. Typologie, Chronologie und Verbreitung dieser Artefakte sind inzwischen sehr gut erforscht. Dagegen ist die Frage ihrer eigentlichen Nutzung – vornehmlich als Prestige-/Schauobjekte oder als real genutzte Waffen – bis in jüngste Zeit umstritten gewesen. Neue Forschungen der Antragsteller haben nun für bronzezeitliche Schwerter aus England und Italien deren vielfältigen Einsatz als Waffe eindeutig bestätigt. Zusätzlich konnten verschiedene Kampftechniken nachgewiesen werden. Dank der spezifisch entwickelten Methode der metalwork wear analysis (MWA) und verschiedener Kampfexperimente ist es nun erstmals möglich, die genaue Verwendung bronzezeitlicher Schwerter wissenschaftlich fundiert näher zu qualifizieren sowie in chronologischer und chorologischer Hinsicht zu untersuchen. Die Hypothese des Projekts lautet: Schwerter wurden auch in Mitteleuropa tatsächlich als Waffen verwendet, es gab jedoch regional unterschiedliche Herstellungsweisen und lokal entwickelte Kampfstile. Folgende Themenkomplexe werden untersucht: • die genaue Verwendung der Schwerter im Kampf (durch MWA und Kampfexperimente), • Fragen der methodischen Weiterentwicklung der MWA, • die Herstellungstechniken und deren Einfluss auf die Entstehung von Gebrauchsspuren, • die chronologische und chorologische Entwicklung der Schwertkampfstile in Mitteleuropa, • und die gesellschaftliche Stellung der bronzezeitlichen Schwertkämpfer. Das Projekt bietet erstmals die Möglichkeit, eine umfassende Studie zur Waffennutzung von Schwertern im mitteleuropäischen Raum durchzuführen. MWA interpretiert anhand makro- und mikroskopischer Gebrauchsspuren, wie genau Bronzewerkzeug und -waffen verwendet wurden. Zuerst werden die Gebrauchsspuren auf rund 440 Schwertern in 13 Museen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Tschechien und Ungarn mikroskopiert und dokumentiert. Die Untersuchungen wurden im Zuge der Vorarbeiten bereits von allen 13 Museen genehmigt. Zudem liegen Genehmigungen von 91 weiteren Museen vor. Zeitgleich werden in der Gießerei- und Schmiedewerkstatt des Seminars für Ur- und Frühgeschichte 20 authentische Schwertrepliken gegossen, ausgeschmiedet und geschärft. Mit diesen werden in rund 250 Kampfexperimenten, inspiriert von historischen Fechtmanuskripten, experimentelle Vergleichspuren geschaffen. Auf deren Basis kann die genaue Verwendung der Originale interpretiert werden. Zudem werden verschiedene Mikroskopieverfahren auf ihre Eignung zur MWA geprüft. Schlussendlich wird anhand der Fundkontexte die soziale Stellung der Schwertkämpfer neu betrachtet. Somit können grundsätzlich neue Erkenntnisse zum bronzezeitlichen Schwertkampf, der Herstellung der Waffen und zum sozialen Kontext der Schwertkämpfer in dieser Epoche gewonnen werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller
Dr. Raphael Hermann, bis 3/2023