Funktionelle Analoga zu tribosphenischen Bezahnungen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Molarenreihen des Docodonten-Taxons Haldanodon weisen sowohl mesial als auch distal stärker abgekaute Stücke auf. Mesial zunehmend stärker abgenutzte Reihen zeigen einen generell eher niedrigen Abnutzungsgrad, distal zunehmend stärker abgenutzte Reihen einen eher hohen Abnutzungsgrad. Dies lässt auf einen Wechsel der Abnutzungsrichtung mit zunehmendem Alter schließen, der so bisher von keinem anderen Säugertaxon bekannt ist. Verursacht wird er vermutlich durch einen distal gelegenen Kauschwerpunkt und eine relativ dünne Schmelzschicht in Kombination mit hochabrasivem Futter. Dadurch werden die hinteren Molaren stärker abgenutzt als die vorderen und im Laufe der Zeit „überholt“ deren Abnutzungsgrad den der vorderen Molaren. Die Lage der Facetten weist auf eine Okklusion der oberen Molaren zwischen den unteren Molaren hin. Hierbei kontaktiert jeweils die mesiale Hälfte eines oberen Molaren die distale Hälfte eines unteren Molaren und distale Hälfte des oberen Molaren die mesiale des darauffolgenden unteren Molaren. In der zentralen Okklusion liegt daher der Pseudoprotocon mesiolingual vom Pseudotalonidbecken und ist somit nicht funktionell homolog zum tribosphenischen Protocon. Eine Nachbildung der Okklusion anhand von 3D-Modellen zeigt außerdem einen deutlichen Überbiss des unteren Molaren, der durch Mulden im Knochen zwischen den oberen Molaren ausgeglichen wird. Striationen auf der Schmelzoberfläche lassen auf eine laterale und eine distale oder mesiale Bewegungsrichtung des Unterkiefers während des Kauvorgangs schließen. Mit Hilfe des Occlusal Fingerprint Analysers konnte so ein zweiphasiger Kauschlag mit einer von buccal nach lingual verlaufenden Aufwärtsbewegung in die zentrale Okklusion und einer anschließenden Abwärtsbewegung in distale Richtung rekonstruiert werden. Statt der Abwärtsbewegung könnte jedoch auch eine von der ersten Phase unabhängige Aufwärtsbewegung in mesiale Richtung erfolgen, die ebenfalls in der zentralen Okklusion endet. Die Molaren von Haldanodon weisen nur eine geringe Quetschfunktion im Pseudotalonidbecken auf. Stattdessen findet der größte Teil des Quetschens im Pseudotrigonbecken des oberen Molaren statt, zusätzlich zu einer durch die Lateralbewegung bedingten horizontal gerichteten quetschenden Komponente. Damit ist die Quetschfunktion der Haldanodon-Molaren insgesamt wesentlich stärker ausgeprägt als bisher angenommen. Trotzdem ist sie der Quetschfunktion der Didelphis-Molaren deutlich unterlegen. Dies liegt an den größeren, besser abgeschlossenen Quetschbecken (in Talonid und Trigon), der klareren Trennung der Scher- und Quetschfunktionen im Verlauf des Kauschlags und am relativ zum Gesamtkauschlag wesentlich längeren Kontakts des Protocons im Talonid.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2013): Functional aspects of Haldanodon (Docodonta, Mammaliaformes) molar dentition. In: J. Reitner, Y. Qun, W. Yongdong & M. Reich (eds.). Palaeobiology and Geobiology of Fossil Lagerstätten through Earth History. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen: 23
Brinkkötter, J. J. & T. Martin
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(2013): Molar morphology and function of Haldanodon exspectatus (Docodonta, Mammaliaformes). Journal of Vertebrate Paleontology, Program and Abstracts 2013: 94
Brinkkötter, J. J. & T. Martin
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(2014): Comparison of crushing function in pseudotribosphenic molars of Haldanodon exspectatus (Docodonta, Mammaliaformes) with tribosphenic molars of Didelphis marsupialis (Marsupialia, Mammalia). Journal of Vertebrate Paleontology, Program and Abstracts 2014: 97-98
Brinkkötter, J. J., A. H. Schwermann & T. Martin
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(2014): Function of Haldanodon (Docodonta, Mammaliaformes) pseudotribosphenic molar dentition. Bulletin of the International Association for Paleodontology 8(1): 140
Brinkkötter, J. J. & T. Martin