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Klimawandel: Die Rolle der Erwartungen
Antragsteller
Professor Dr. Gernot Müller
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 506298659
Die ökonomischen Auswirkungen des Klimawandels sind unsicher und werden sich wohl erst im Laufe der nächsten Jahrzehnte, wenn nicht der nächsten Jahrhunderte, vollständig ergeben. Dagegen beschäftigen Erwartungen über den Klimawandel die Menschen bereits heute und zuletzt vermehrt. Damit ergibt sich ein neues Phänomen: Erwartungen über den Klimawandel beeinflussen ökonomisch relevante Entscheidungen und damit auch die Wirtschaft selbst, und zwar stärker – und mit Sicherheit früher – als das durch den tatsächlichen Klimawandel geschieht. Im Forschungsprojekt befassen wir uns mit diesem Phänomen – den Klimawandelerwartungen – auf verschiedenen Ebenen, in dem wir zwei konkrete Ziele verfolgen. Ein erstes Ziel ist die Durchführung einer repräsentativen online-Umfrage in Deutschland, um die Klimawandelerwartungen zu messen. Die Umfrage wird in Form eines Quasi-Panels mit vier Wellen innerhalb eines Jahres durchgeführt. Wir messen auf diese Weise die Klimawandelerwartungen und können ihre Einflussfaktoren bestimmen, sowohl im Rahmen einer Querschnittsanalyse als auch im Zeitverlauf. Im Rahmen der Umfrage führen wir außerdem kontrollierte Informationsexperimente durch, um exogene Variation bei den Klimawandelerwartungen zu generieren. Wir nutzen diese Variation, um den kausalen Effekt von Klimawandelerwartungen auf das Konsum- und Sparverhalten zu schätzen. Das zweite Ziel unseres Vorhabens ist die Analyse von Klimawandelerwartungen im Rahmen eines Konjunkturmodells. Ein zentrales Merkmal des Modells ist, dass wir die Annahme rationaler Erwartungen zu Gunsten von „diagnostic expectations“ aufgeben. Damit lässt sich untersuchen, wie sich Veränderungen der Klimawandelerwartungen, die keine (vollständige) Entsprechung in der objektiv messbaren Wahrscheinlichkeitsverteilung haben, auf die Konjunktur auswirken. Ein Beispiel hierfür ist die Wahrscheinlichkeit, die großen Naturkatastrophen zugemessen wird, die auf den Klimawandel zurückgehen. Die solchen Katastrophen zugemessene Wahrscheinlichkeit kann demnach auch bloß in der Folge sich ändernder Narrative schwanken. Letztlich trägt unser Projekt damit nicht nur zur besseren Verständnis darüber bei, wie der Klimawandel bzw. Klimawandelerwartungen unsere Art zu wirtschaften beeinflusst. Es leistet darüber hinaus auch einen Beitrag zur laufenden Forschung über die Erwartungsbildung und ihrer Rolle für das Wirtschaftsgeschehen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen