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Statistisches Wörterlernen in bilingualen Menschen: Die Untersuchung von Veränderungen des Lernverhaltens aufgrund von Unterschieden in der Sprachumgebung

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 505754094
 
Zweisprachigkeit – die Fähigkeit, mehr als eine Sprache zu sprechen und zu verstehen – ist weit verbreitet: Bis zu 50 % der Weltbevölkerung gelten als zweisprachig. Obwohl Zweisprachigkeit im Allgemeinen als Vorteil angesehen wird, bringt sie auch einzigartige Herausforderungen mit sich, wie zum Beispiel die Notwendigkeit, mehr als ein Lautsystem zu erwerben. Überraschenderweise wurde der Spracherwerb bei Zweisprachigen relativ wenig erforscht, wobei viele Studien Zweisprachige sogar explizit aus der Analyse ausschließen. Ein wichtiger Aspekt des Spracherwerbs ist das statistische Erlernen von Wörtern, d.h. die Fähigkeit, Wörter allein auf der Grundlage des gemeinsamen Vorkommens mit semantischen Konzepten zu erwerben. Statistisches Lernen von Wörtern kann im situationsübergreifenden Wortlernparadigma bewertet werden: In jedem Versuch werden den Teilnehmenden ein neues Wort und Objekte präsentiert. Sie müssen das Objekt auswählen, das zu dem Wort gehört. Obwohl jeder einzelne Versuch für sich genommen mehrdeutig ist, können im Laufe der Zeit Wort-Objekt-Zuordnungen erlernt werden. Dies liegt daran, dass das Zielobjekt immer präsent ist, während Konkurrenten über Versuche hinweg randomisiert werden. Kinder sowie Erwachsene können Wörter auf der Basis solcher statistischen Regelmäßigkeiten erlernen. Hinzukommend wurde in früheren Forschungen gezeigt, dass die Struktur der Lernumgebung beeinflusst, wie Menschen Wörter erwerben. Studien zeigen beispielsweise, dass Zweisprachige weniger wahrscheinlich annehmen, dass semantische Konzepte, für die sie bereits Namen haben, nicht auch mit einem anderen Wort benannt werden können. Beim situationsübergreifenden Wortlernen gibt es einige Hinweise darauf, dass Zweisprachige möglicherweise offener für mehrere Bedeutungen von Wörtern sind als Einsprachige. Zum jetzigen Zeitpunkt ist unser Verständnis davon, wie das statistische Erlernen von Wörtern bei Zweisprachigen abläuft, jedoch sehr begrenzt. In diesem Projekt untersuchen wir, wie sich Unterschiede in der Sprachumgebung, die mit der Zweisprachigkeit vereinbar sind, auf das statistische Erlernen von Wörtern auswirken. Zweisprachige sowie einsprachige erwachsene Teilnehmende absolvieren situationsübergreifende Wortlernexperimente, die sowohl im Labor als auch online durchgeführt werden. Wir werden unter anderem die Anzahl der Bedeutungen pro Wort, die Häufigkeit des Sprachwechsels und den Klang der zu erwerbenden Wörter manipulieren. Wir werden sowohl etablierte Messvariablen (z. B. Genauigkeit, Reaktionszeit) als auch neuartige (z. B. Augenbewegungen) kombinieren, um das Lernen kontinuierlich und dynamisch zu charakterisieren. Zusammenfassend wird uns dieses Projekt Einblicke geben, wie Unterschiede in der Lernumgebung das statistische Lernen von Worten verändern. Daher wird es unser Verständnis grundlegender Lernmechanismen sowie unser Wissen über den zweisprachigen Spracherwerb maßgeblich bereichern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Iring Koch
 
 

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