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Soziales Desinteresse als Konsequenz expressiver Negativsymptomatik bei Schizophrenie: Eine laborbasierte Studie dyadischer Interaktionen mit anschließendem Ecological Momentary Assessment

Antragsteller Dr. Marcel Riehle
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 505548184
 
Soziales Desinteresse und sozialer Rückzug sind wesentliche Merkmale schizophrener Negativsymptomatik und gehen mit einem deutlich reduzierten Funktionsniveau einher. Diese Symptomatik kann mit vorhandenen therapeutischen Ansätzen jedoch bislang nur unzureichend behandelt werden, weswegen es wichtig erscheint, ihre aufrechterhaltenden Mechanismen besser zu verstehen. Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Symptomatik, die Reduktion des emotionalen Ausdrucks (= expressive Negativsymptomatik, ENS), könnte wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des sozialen Desinteresses spielen. Bislang konnten zwei laborbasierte Interaktionsstudien zeigen, dass insbesondere eine Reduktion von Lächeln in dyadischen Interaktionen eine stärkere Ablehnung von Personen mit Schizophrenie durch ihre Interaktionspartner vorhersagt. Im beantragten Projekt sollen diese Studien mit einem verbesserten Design repliziert und zusätzlich erstmalig untersucht werden, inwiefern sich die negativen Konsequenzen reduzierten Lächelns auch im Alltag von Personen mit Schizophrenie niederschlägt und einen Teufelskreis aus erwarteter und tatsächlicher Ablehnung, sozialem Desinteresse und sozialem Rückzug begünstigt. Das Projekt umfasst zunächst eine laborbasierte objektive Erhebung des Lächelverhaltens (via Elektromyographie) bei n = 28 Personen mit Schizophrenie mit hoher ENS (hoch ENS SZ), n = 47 Personen mit Schizophrenie mit niedriger ENS (niedrig ENS SZ) und n = 66 gesunden Kontrollprobanden (KG) während einer dyadischen Interaktion mit je einem von n = 28 gesunden Interaktionspartnern (One-With-Many-Design). Die Interaktionspartner bewerten ihre Bereitschaft für zukünftige Interaktionen mit hoch/niedrig ENS SZ und KG. Anschließend nehmen hoch/niedrig ENS SZ und KG an einem 7-tägigen Ecological Momentary Assessment teil, bei dem zu 8 Zeitpunkten pro Tag über ein Smartphone die momentane soziale Motivation, soziale Aktivität, und das soziale Ausschlussgefühl abgefragt werden. Diese Parameter können so mit den laborbasierten Interaktionsparametern und untereinander in Verbindung gebracht werden, wodurch der postulierte Teufelskreis aus erwarteter und tatsächlicher Ablehnung, sozialem Desinteresse und sozialem Rückzug überprüft werden kann. Die im beantragten Projekt gewonnenen Erkenntnisse können zur Entwicklung neuer Behandlungsansätze für das soziale Desinteresse bei Schizophrenie beitragen. Beispielsweise könnten solche Ansätze stärker als bislang direkt am emotionalen Ausdruck der Patienten ansetzen und das soziale Bezugssystem der Patienten stärker in die Behandlung mit einbeziehen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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