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Neuronale Korrelate proaktiver Kontrolle bei Depression

Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Biologische Psychiatrie
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 504480418
 
Die Depression ist eine psychische Erkrankung mit hoher Lebenszeitprävalenz und enormen gesellschaftlichen Kosten. Kognitive Beeinträchtigungen bei Depression wurden vielfach beschrieben. So wurden in früheren Studien mehrfach replizierte Defizite in kognitiver Kontrolle, d.h. der flexiblen, zielorientierten Kontrolle basaler kognitiver und motorischer Prozesse gefunden. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Kontext, dass die Leistung in der kognitiven Kontrolle durch die affektive Valenz des verwendeten Stimulusmaterials beeinflusst werden kann. So wurde gezeigt, dass bei Depression Beeinträchtigungen in der kognitiven Kontrolle besonders stark ausgeprägt sind, wenn die zu kontrollierende Information negativer Valenz ist. Diese Befunde sind nicht nur aus grundlagenwissenschaftlicher Perspektive von Bedeutung, um unser mechanistisches Verständnis der kognitiven Störungen bei Depression zu verbessern, sondern bieten auch wichtige Hinweise für kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze. In diesem Antrag beschreiben wir zwei parallel durchzuführende Studien in Bonn (Ettinger) und Tirol (Duschek), die auf diesen Vorarbeiten aufbauen und diese wesentlich erweitern. Erstens beabsichtigen wir, die Untersuchung der kognitiven Kontrolle bei Depression in den theoretischen Rahmen des Dual Mechanisms of Control Modells von Braver (2012) zu integrieren. Dieses in der kognitionspsychologischen und kognitiv-neurowissenschaftlichen Grundlagenforschung einflussreiche Modell unterscheidet zwischen proaktiver und reaktiver Kontrolle und erlaubt Aussagen hinsichtlich selektiver Beeinträchtigungen bei psychischen Erkrankungen. Zweitens planen wir, Einflüsse affektiver Modulation auf proaktive Kontrolle systematisch zu untersuchen. Zudem möchten wir die neuronalen Korrelate dieser Prozesse abbilden; in Bonn mittels der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) und in Tirol mittels der Elektroenzephalografie (EEG). In Studie I (Bonn) führen 50 ambulante Patient*innen mit einer DSM 5 Diagnose der Depression und 50 gesunde Personen (m/w) eine inhibitorische Aufgabe (Antisakkaden) im fMRT aus. Die proaktive Kontrolle in der Inhibition von Sakkaden wird durch die Verwendung von emotional negativen (wütende, ängstliche, traurige Gesichter), positiven und neutralen Stimuli moduliert. In Studie II (Tirol) wird die Antisakkaden-Aufgabe bei gleichzeitiger Aufzeichnung ereigniskorrelierter Potentiale an 50 ambulanten Patient*innen mit Depression und 50 gesunden Personen durchgeführt. Insgesamt erlauben die beiden Studien eine ausführliche und detaillierte Charakterisierung der proaktiven kognitiven Kontrollfähigkeit bei Depression, ihrer Modulation durch affektive Faktoren und ihrer neuronalen Korrelate. Die beiden Studien ergänzen sich in idealer Weise hinsichtlich der abgebildeten Aspekte der kognitiven Kontrolle und der verwendeten Methoden, die sowohl gute räumliche (fMRT) als auch zeitliche (EEG) Merkmale der neuronalen Korrelate der proaktiven Kontrolle ermöglichen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich
Kooperationspartner Professor Dr. Stefan Duschek
 
 

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