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Variabilität und Flexibilität der Emotionsregulation bei Essstörungen

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Stefan Ehrlich, Ph.D.; Dr. Maria Seidel
Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 502010784
 
Individuen mit Essstörungssymptomen sowie Patientinnen mit diagnostizierten Essstörungen wie Anorexia Nervosa (AN), Bulimia Nervosa (BN) und Binge-Eating-Störung (BED) berichten in Untersuchungen oft Defizite hinsichtlich des Zugangs zu adaptivenStrategien der Emotionsregulation (ER). Stattdessen scheinen diese Betroffenen vermehrt Strategien anzuwenden, die als nur kurzfristig erfolgreich gelten oder mit negativen Konsequenzen verbunden sind (z.B. Rumination). Dabei ist die experimentelle Befundlage zu Emotionsregulationsfähigkeiten bei Essstörungen vergleichsweise heterogen. So konnten wir zeigen, dass AN-Patientinnen im Laborsetting negative Emotionen genauso regulieren konnten wie Gesunde. Neuere Emotionsregulationstheorien beschreiben, dasssich die Effektivität verschiedener Strategien mit dem Kontext verändert. Wir vermuten daher, dass bei Patientinnen mit Essstörungen kein generelles Defizit in der Ausführung von adaptiven Strategien vorliegt, sondern Schwierigkeiten, die richtige Strategie imrichtigen Moment zu wählen. Hierbei wird angenommen, dass für eine erfolgreiche und flexible ER 1) ein großes Repertoire an Strategien, 2) Kontextsensitivität (die Fähigkeit, Verhalten an Veränderungen der Situation anzupassen) und 3) ER Flexibilität (die Fähigkeit das ER Repertoire systematisch an den Kontext anzupassen) nötig sind. Dasbeschriebene Projekt soll diese drei Konzepte sowohl bei Patientinnen mit Essstörungen (AN, BN, BED) als auch bei Individuen mit erhöhten Essstörungs-Symptomen (per internetbasierter Messung) untersuchen. Ziel 1 ist es, mittels Experience Sampling viaSmartphones das Repertoire der im Alltag angewendeten Strategien zu erheben. Ziel 2 adressiert verschiedene Faktoren, die bei gesunden Menschen einen Einfluss auf die Auswahl der Emotionsregulationsstrategien in einer etablierten Entscheidungsaufgabe gezeigt haben. So sollen Ziel 2A und B den Einfluss verschiedener Stimulusmerkmale (niedrige/hohe Intensität oder niedrig-/hochkalorische Essensstimuli) auf dasEntscheidungsverhalten in zwei Patientengruppen (AN und BN/BEDSyndrom) im Vergleich zu Gesunden untersuchen. Hier ist geplant, neben Verhaltensmaßen der Entscheidung auch biopsychologische Parameter mittels Pupillometrie und fMRT als objektive Maße des Regulationserfolges zu erheben. Zum anderen soll eine Adaption der gleichen Aufgabe für eine große, internetbasierte Stichprobe zeigen, inwiefern es Zusammenhänge zwischen der Strategiewahl und den Modulatoren Anstrengung (2C), sowie Motivation (2D) besteht. Um herauszufinden, wie die Größe des Repertoires an ER Strategien und die Kontextsensitivität a) die ER Flexibilität und b) den kurz- und langfristigen Erfolg einer Strategie beeinflussen, wird Ziel 3 die Daten aus den Zielen 1 und 2 zusammenführen. Das geplante Projekt verspricht eine tiefere Einsicht in die Defizite der ER bei Essstörungenund könnte somit Ausgangspunkt für neue Therapieansätze und Präventionsmaßnahmen sein.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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